2. Die drei Kardinaltugenden (5,2).

[68] 1. Drei Arten von Söhnen des Prajâpati wohnten bei ihrem Vater Prajâpati als Brahmanschüler, die Götter, die Menschen und die Dämonen. Nachdem sie als Brahmanschüler bei ihm gewohnt, sprachen die Götter: »Sage es uns an, o Herr!« Da sprach er zu ihnen die eine Silbe »da«. – »Habt ihr das verstanden?«[68] sprach er. – »Wir haben es verstanden«, sprachen sie, »du hast uns gesagt, wir sollen uns bezähmen« (dâmyata). – »Jawohl«, sprach er, »ihr habt es verstanden.«

2. Da sprachen zu ihm die Menschen: »Sage es uns an, o Herr!« Da sprach er zu ihnen eben diese eine Silbe »da«. – »Habt ihr das verstanden?« sprach er. – »Wir haben es verstanden«, sprachen sie, »du hast uns gesagt, wir sollen [Almosen] geben« (datta). – »Jawohl«, sprach er, »ihr habt es verstanden.«

3. Da sprachen zu ihm die Dämonen: »Sage es uns an, o Herr!« Da sprach er zu ihnen eben diese eine Silbe »da«. – »Habt ihr das verstanden?« sprach er. – »Wir haben es verstanden«, sprachen sie, »du hast uns gesagt, wir sollen Mitleid haben« (dayadhvam). – »Jawohl«, sprach er, »ihr habt es verstanden.«

Eben dieses wiederholt jene göttliche Stimme, der Donner, wenn er sagt: »da, da, da«, das heisst: »bezähmt euch, gebt Almosen, habt Mitleid«. – Darum soll man diese drei Stücke üben: Bezähmung, Almosengeben, Mitleid.

Quelle:
Die Geheimlehre des Veda. Leipzig 1919, S. 68-69.
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