2. Wie der Âtman in den Leib eingeht.

[194] 1. Da nun aber sprach der ehrwürdige Çâkâyanya sehr erfreut zu dem Könige: »O grosser König Bṛihadratha, du Banner des Ikshvâku-Geschlechtes, gar schnell sollst du des Atman kundig und deines Zweckes teilhaftig werden.

6. Prajâpati, fürwahr, bestand allein zu Anfang. Er hatte keine Freude, da er allein war. Indem er seine Gedanken auf sich selbst richtete [sich zum Objekt der Erkenntnis machte, vgl. die ἐπιστροφή der Neuplatoniker], schuf er die vielen Geschöpfe. Die sah er bewusstlos und leblos wie einen Stein, regungslos wie einen Baumstamm dastehen. Da hatte er keine Freude. Und er beschloss: ich will, um sie zum Bewusstsein zu erwecken, in sie hineinfahren. Da machte er sich selbst, wie ein Wind ist, und wollte in sie hineinfahren. Aber als einer vermochte er es nicht, [sondern erst] als er sich fünffach geteilt hatte; als solcher wird er Prâṇa, Apâna, Samâna, Udâna, Vyâna genannt.

Indem er also sich fünffach teilte, barg er sich in der Höhle [des Herzens]. Er aber,[194] aus diesem Herzensinnern heraus, da er seinen Zweck noch nicht erreicht hatte, verlangte: ›Ich will die Objekte geniessen!‹ Darum brach er diese Löcher, trat durch sie heraus und geniesst mittels der fünf Zügel die Sinnendinge.

7. Dieser Âtman, fürwahr, wird in dieser Welt, wie die Weisen lehren, von den hellen und dunkeln Früchten der Werke nicht überwältigt. Nur gleichsam durchwaltet er die einzelnen Leiber, weil er unoffenbar, subtil, unsichtbar, ungreifbar, selbstlos ist. Standortlos, hat er in dem Nichtrealen als Täter, obgleich er Nichttäter ist, seinen Standort. Aber als rein, fest, unwankbar, unbefleckbar, unentwegt, unbegehrend ›steht er da, wie ein Zuschauer, in sich selbst stehend‹. Die Erfüllung [d.h. die Vergeltung der Werke] geniessend, sich selbst verstrickend in das aus den Guṇa's [Sattvam, Rajas, Tamas] geflochtene Gewebe, so steht er da – so steht er da.«

Quelle:
Die Geheimlehre des Veda. Leipzig 1919, S. 194-195.
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