Die vier Zustände des Âtman.

[197] Mâṇḍûkya-Upanishad 1–7.


1. Om! Diese Silbe ist die ganze Welt. Ihre Erläuterung ist wie folgt.

Das Vergangene, das Gegenwärtige und das Zukünftige, dieses alles ist der Laut Om. Und was ausserdem noch über die drei Zeiten hinausliegend ist, auch das ist der Laut Om.[197]

2. Denn dies alles ist Brahman, Brahman aber ist dieser Âtman (die Seele), und dieser Âtman ist vierfach.

3. Der im Stande des Wachens befindliche, nach aussen erkennende, das Grobe geniessende Vaiçvânara ist sein erstes Viertel.

4. Der im Stande des Träumens befindliche, nach innen erkennende, das Auserlesene geniessende Taijasa ist sein zweites Viertel.

5. Der Zustand, »wo er, eingeschlafen, keine Begierde mehr empfindet und kein Traumbild schaut«, ist der Tiefschlaf. Der im Stande des Tiefschlafes befindliche, »einsgewordene«, »durch und durch ganz aus Erkenntnis bestehende«, »aus Wonne bestehende«, die Wonne geniessende, das Bewusstsein als Mund habende Prâjña ist sein drittes Viertel.

6. »Er ist der Herr des Alls«, er ist »der Allwissende«, er ist »der innere Lenker«, er ist die Wiege des Weltalls, denn er ist »Schöpfung und Vergang« der Wesen.

7. Nicht nach innen erkennend und nicht nach aussen erkennend, noch nach beiden Seiten erkennend, auch nicht durch und durch aus Erkenntnis bestehend, weder bewusst noch unbewusst, – unsichtbar, unbetastbar, ungreifbar, uncharakterisierbar, undenkbar, unbezeichenbar, nur in der Gewissheit des eignen Selbstes gegründet, die ganze Weltausbreitung auslöschend, beruhigt, selig, zweitlos, – das ist das vierte Viertel, das ist der Âtman, den soll man erkennen.

Quelle:
Die Geheimlehre des Veda. Leipzig 1919, S. 197-198.
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