Der Wiedertod1

[34] Die Besiegung des Wiedertodes bedeutet den Ausdruck der Hoffnung, daß der Mensch in einem zukünftigen Leben nicht mehr wie in diesem dem Tode ausgesetzt sein wird.


Die Speise im Menschen ist seine Speise; das Wasser sein Trank; die Knochen sein Heil, das ist die Natur der ›Umlegeziegel‹ (beim Altarbau); das Mark sein Licht; denn das ist die Natur der Yajushmatîsteine; Prâna ist das Unsterbliche, denn das ist die Natur des Feuers. [»Prâna ist Feuer, Prâna ist das Unsterbliche«, so sagt man.] Infolge von Nahrung weicht der Hunger, infolge von Trank der Durst, infolge von Heil das Unheil, infolge von Licht die Finsternis, infolge der Unsterblichkeit der Tod. Alles weicht von dem, den Wiedertod besiegt der, zu einem vollen Lebensalter gelangt der, der so weiß. Das ist es, was er als ›das Unsterbliche‹ in jener, als ›Leben‹ in dieser Welt verehren soll. Einige verehren es in dem Prâna mit der Behauptung: Prâna ist Feuer, Prâna ist das Unsterbliche. So soll er nicht denken. Denn der Prâna ist etwas Unsicheres. Es heißt ja in einem Spruch: ›Ich löse ihn von dir, wie aus der Mitte des Lebens.‹ Darum soll er es als das ›Unsterbliche‹ in jener, als das ›Leben‹ in dieser Welt verehren. So gelangt er zu einem vollen Lebensalter.


(X, 2, 6, 18, 19)

1

Boyer, Journal Asiatique, IX. Séries, vol. 18, 1901, pag. 451.

Quelle:
Upanishaden. Altindische Weisheit aus Brâhmanas und Upanishaden. Düsseldorf/Köln 1958, S. 34-35.
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