3. Die Bedeutung der feierlichen Ehe

[230] Der Herzog sprach: »Obwohl ich nicht diesem Vorbild gleiche, möchte ich doch hören, wie man es macht, diese drei Worte auszuführen?«

Meister Kung erwiderte: »Die Alten übten die Regierung so aus, daß für sie die Liebe zu den Menschen das Größte daran war. Zur Ordnung der Liebe der Menschen ist die Sitte das Größte. Zur Ordnung der Sitte ist die Ehrfurcht das Größte. Zur Erzeigung höchster Ehrfurcht ist die feierliche Eheschließung die größte Gelegenheit. Die feierliche Eheschließung ist das Höchste. Da nun die feierliche Eheschließung das Höchste ist, so holt der Gatte die Braut mit Feierkleidung angetan in eigener Person ab. Daß er in eigener Person sie abholt, zeigt seine Ehrfurcht vor ihr ... So pflegten die Edlen der Ehrfurcht bei ihren Verbindungen. Ohne Ehrfurcht wird die Verbindung vernachlässigt. Ohne Liebe gibt es keine Verbindung, ohne Ehrfurcht wird sie nicht richtig. Darum sind Liebe und Ehrfurcht die Wurzeln der Regierung.«

Der Herzog sprach: »Ich möchte etwas sagen: Ist die persönliche Abholung im Feiergewand nicht allzu feierlich?«

Meister Kung wurde bewegt und ernst und erwiderte: »Freundschaft knüpfen zwischen zwei Stämmen mit dem Zweck, die Hinterlassenschaft vorangegangener Heiliger fortzusetzen als verantwortlicher Leiter der Opfer für Himmel und Erde, für Land und Korn und für die Ahnen, denkt Ihr, o Fürst, daß das zu feierlich genommen werden kann?«

Quelle:
Li Gi. Düsseldorf/Köln 1981, S. 230.
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