4. Die Ehe in ihrer kosmischen Einordnung

[230] Der Herzog sprach: »Ich bin hartnäckig, aber wenn ich nicht hartnäckig wäre, wie würde ich solche Worte zu hören bekommen? Ich möchte noch mehr fragen, aber ich finde den Ausdruck nicht, bitte fahrt noch etwas fort!«

Meister Kung sprach: »Wenn Himmel und Erde sich nicht vereinigen, werden alle Wesen nicht erzeugt. Die feierliche[230] Eheschließung erzeugt Erben aller vergangenen Geschlechter. Wie könnt Ihr da denken, Fürst, jener Brauch sei allzu feierlich?«

Meister Kung fuhr fort zu reden und sprach: »Im Innern ermöglicht es die Ehe, die Sitten im Ahnentempel satzungsgemäß zu befolgen und so mit den Gottheiten von Himmel und Erde in Beziehung zu treten; nach außen hin ermöglicht sie es, die Sitte treffender Worte zu befolgen und dadurch die Ehrfurcht zwischen Oberen und Unteren zu festigen. Geben die Taten Anlaß zur Beschämung, so ermöglicht sie es, sie davon zu befreien. Ist im Staat Anlaß zur Beschämung, so ermöglicht sie es, ihn neu zu beleben. Darum steht bei der Ausübung der Regierung die Sitte am ersten Platz; denn die Sitte ist die Wurzel der Regierung.«

Quelle:
Li Gi. Düsseldorf/Köln 1981, S. 230-231.
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