1. Die staatlichen Ordnungen

[247] Auf dem Hirtenfeld (Mu Ye) vollendete König Wu sein großes Werk. Als er nach dem Sieg sich zurückzog, brachte er auf einem Scheiterhaufen ein Brandopfer dar für Gott in der Höhe. Er betete zu den Gottheiten der Ackererde und stellte Opfergefäße auf in dem Hause des Hirtenfelds. Dann begab er sich an der Spitze aller Lehensfürsten des Weltreichs, die Opfergefäße und Opferplatten trugen, eiligen Schrittes vor seine Ahnen und übertrug den Königstitel auf den Großen König Tan Fu, den König Gi Li und den König Wen, dessen Name Tschang war, um nicht mit niedrigeren Titeln seinen geehrten Vorfahren beim Opfer nahen zu müssen ...

Der Heilige sitzt mit dem Antlitz nach Süden und regiert das Weltreich. Was er zu allererst bedenken muß, sind fünf Dinge, die der Sorge für das Volk noch vorangehen. Das erste ist die Ordnung der Verwandtschaft, das zweite ist die Belohnung der Verdienste, das dritte ist die Erhebung der Würdigen, das vierte ist die Verwendung der Fähigen, das fünfte ist die Wahrung der Liebe. Wenn diese fünf Dinge auf Erden geregelt sind, so leidet das Volk keinen Mangel und hat alles, was es braucht. Wenn von diesen Dingen auch nur eines in Verwirrung ist, so kann das Volk sein Leben nicht in Ruhe beenden. So sitzt der Heilige mit dem Antlitz nach Süden und ordnet den Erdkreis; dabei muß er anfangen mit dem Weg des Menschen.

Die Festsetzung von Gewicht, Längenmaß, Hohlmaß, die Revision der Staatsurkunden, die Neuordnung des Jahres- und[247] Monatsbeginns (Kalenderordnung), die Änderung der Farbe der Kleidung (die Hia hatten Schwarz als Farbe, die Yin Weiß, die Dschou Rot), die Änderung der Fahnen und Wappen, die Neuordnung der Gefäße und Geräte, die Neueinteilung der Abstufungen der Kleidung: das sind die Dinge, in denen man Änderungen unter dem Volk vornehmen kann. Es gibt aber auch Dinge, die bei einem Wechsel der Staatsform keiner Veränderung unterworfen sind. Die Liebe zu den Nächsten, die Ehrfurcht vor den Ehrwürdigen, die Unterordnung unter die Älteren, die Zucht zwischen den Geschlechtern: das sind die Dinge, in denen man keine Änderung unter dem Volk vornehmen kann.

Quelle:
Li Gi. Düsseldorf/Köln 1981, S. 247-248.
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