Vorwort

Ich lege auf den folgenden Seiten eine kleine Anzahl von Gedanken vor, die ich einem größeren Werk entnommen habe, an dem ich seit Jahren arbeite. Es war meine Absicht, die Betrachtungsweise, welche ich im »Untergang des Abendlandes« ausschließlich auf die Gruppe der hohen Kulturen angewandt hatte, nun an deren historischer Voraussetzung, der Geschichte des Menschen von seinem Ursprung an, zu erproben. Ich habe bei jenem Werk die Erfahrung gemacht, daß die meisten Leser nicht imstande sind, den Überblick über die ganze Gedankenmasse zu behalten, daß sie sich deshalb in die ihnen geläufigeren Einzelgebiete verlieren und das übrige schief oder gar nicht sehen und infolgedessen ein falsches Bild gewinnen sowohl von dem, was ich sagte, als von dem, wovon es gesagt war. Es ist nach wie vor meine Überzeugung, daß man das Schicksal des Menschen nur verstehen wird, wenn man alle Gebiete seines Wirkens zugleich, vergleichend, betrachtet und nicht den Fehler begeht, etwa von der Politik, der Religion oder der Kunst allein aus einzelne Seiten seines Daseins zu erleuchten in dem Glauben, damit alles erschlossen[5] zu haben. Trotzdem wage ich den Versuch, hier eine kleine Anzahl von Fragen zu stellen, die in sich zusammenhängen und deshalb wohl geeignet sind, einen vorläufigen Eindruck von dem großen Geheimnis des Menschenschicksals zu gewähren.[6]

Quelle:
Oswald Spengler: Der Mensch und die Technik. München 1931.
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