Aus: Über die Natur

[62] 23. Ein einziger Gott, unter Göttern und Menschen der größte, weder an Gestalt den Sterblichen ähnlich noch an Gedanken.

24. [Die Gottheit] ist ganz Auge, ganz Geist, ganz Ohr.

[62] 25. Doch sonder Mühe schwingt er das All mit des Geistes Denkkraft.

26. Stets am selbigen Ort verharrt er sich nirgend bewegend, und es geziemt ihm nicht bald hierhin bald dorthin zu wandern.

27. Denn aus Erde ist alles, und zur Erde wird alles am Ende.

28. Dieses obere Ende der Erde erblickt man zu unseren Füßen an die Luft stoßen, das untere dagegen erstreckt sich ins Unermeßliche.

29. Erde und Wasser ist alles, was da wird und wächst.

30. Das Meer ist Quell des Wassers, Quell des Windes. Denn in den Wolken [würde kein Wehen des Windes, der] von innen [herausbläst, [63] entstehen] ohne den großen Pontos, noch Fluten der Ströme, noch Regenwasser des Äthers; der große Pontos ist vielmehr der Vater der Wolken, Winde und Ströme.

31. Die Sonne sich über die Erde schwingend und sie erwärmend.

32. Und was sie Iris benennen, auch das ist seiner Natur nach nur eine Wolke, purpurn und hellrot und gelbgrün zu schauen.

33. Denn wir alle sind aus Erde und Wasser geboren.

34. Und was nun die Wahrheit betrifft, so gab es und wird es Niemand geben, der sie wüßte in bezug auf die Götter und alle Dinge, die ich nur immer erwähne. Denn spräche er auch einmal zufällig das allervollendetste, so weiß er's selber doch nicht. Denn nur Wahn ist allen beschieden.

35. Dies nun soll als wahrscheinlich hingestellt sein!

[64] 36. Alles, was sich nur immer der menschlichen Anschauung offenbart hat . . .

37. Und in gewissen Höhlen fürwahr tropft das Wasser herab.

38. Wenn Gott nicht den gelblichen Honig erschaffen hätte, so würde man meinen, die Feigen seien viel süßer [als alles andre].

39. Kirschbaum.

40. Frosch.

41. Grube.

Quelle:
Die Fragmente der Vorsokratiker. Griechisch und Deutsch von Hermann Diels. 1. Band, Berlin 41922, S. 62-65.
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