Als Anhang:

Tschu-tsï's Auseinandersetzungen über das Urprinzip.

[81] Bewegung und Ruhe sind ohne Ursprung, Yen und Yang ohne Anfang: das ist des Himmels Norm. Anfangen bei Yang, vollenden mit Yen, wurzeln in Ruhe, sich ausbreiten in Bewegung, ist des Menschen Norm.

[82] Nun aber wurzelt Yang wieder im Yen, gründet die Ruhe sich wieder auf Bewegung. Sein Bewegen und Ruhen ist also auch ohne Ursprung; (sein) Yen und Yang auch ohne Anfang. Also ist der Mensch nicht von Anbeginn verschieden vom Himmel, und der Himmel auch nicht von Anbeginn verschieden vom Menschen.

[83] Das Hauptsächliche, Allgemeine, das Durchdringen der Wahrheit ist Bewegung. Das Angemessene, Tüchtige, die Herstellung der Wahrheit ist Ruhe. Das Hauptsächliche ist der Bewegung Ausgangspunkt, es wurzelt in der Ruhe. Das Tüchtige ist der Ruhe Substanz, es offenbart sich in der Bewegung.

Bald Bewegung bald Ruhe, der Kreislauf hat kein Ende; aber die Tüchtigkeit ist es, durch die alle Dinge das [84] Ende erfüllen und den Anfang erfüllen. Daher der Mensch, wiewohl er nicht bewegungslos sein kann, doch, stellt er das Prinzip des Menschen auf, nothwendig die Ruhe zur Hauptsache macht. Allein, macht er die Ruhe zur Hauptsache, so wird er, offenbart er sie in der Bewegung, stets die (rechte) Gelegenheit treffen und also nicht seine ursprüngliche Ruhe verlieren.

Die Ruhe ist es, wodurch die Natur feststeht; die Bewegung [85] ist es, durch welche das Schicksal wirkt. Nun aber ist thatsächlich die Ruhe auch nur ein Aufhören der Bewegung. Daher ob Bewegung, ob Ruhe, – Beides ist Wirkung des Schicksals; und was Bewegung und Ruhe bewirkt, ist das wahre Wesen der Natur. Daher sagt man: des Himmels Schickung heisst Natur.

Natur, in welcher sich die Neigungen noch nicht geäussert, nennt man Mittelstrasse, das grosse Fundament der Welt. Die Neigung, in [86] welcher die Natur sich geäussert hat, trifft ganz die (rechte) Gelegenheit; sie nennt man Harmonie, der Welt allgemeine Norm.

Dies Alles ist der himmlischen Vernunft spontan. Ein Herz das die Tugend der Natur und Neigung vollkommen macht, vollendet dadurch die Mittelstrasse und Harmonie, stellt das grosse Fundament fest und schafft so die allgemeine Norm. Das ist der himmlischen Vernunft Meister.

[87] Wenn die Ruhe Alles umfasst, so ist die Natur mittelwegig, still und unbeweglich. Wenn die Bewegung überall die Mitte einhält, so erhalten die Neigungen, geäussert, ihre Angemessenheit, erregt sind sie erfolgreich.

In der Ruhe stets achtsam sein, in der Bewegung stets einhalten, ist des Herzens Vollkommenheit: still, dabei erregt, – erregt, dabei still.

Quelle:
Thai-kih-thu, des Tscheu-Tsi Tafel des Urprinzipes. Dresden 1876, S. 81-88.
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