1. Die Quelle der Tugenden

[173] Die ihre Natur verbessern wollen durch weltliches Lernen, um dadurch ihren Anfangszustand zu erreichen; die ihre Wünsche regeln wollen durch weltliches Denken, um dadurch Klarheit zu erreichen, sind betörte und betrogene Leute.[173]

Die Alten ordneten den SINN, indem sie durch ihre Ruhe ihre Erkenntnis förderten. Sie lebten, aber richteten sich nicht nach ihrer Erkenntnis bei ihren Handlungen. Auf diese Weise förderten sie durch ihre Erkenntnis ihre Ruhe. Indem Ruhe und Erkenntnis sich gegenseitig förderten, ging Einklang und Ordnung aus ihrer Natur hervor. LEBEN ist Einklang, SINN ist Ordnung. Das LEBEN, das alles umfängt, ist Liebe; der SINN, der alles ordnet, ist Pflicht. Ist die Pflicht klar, und man liebt die Welt: das ist Treue. Ist das Innere rein und wahr und spiegelt sich in den Gefühlen: das ist Musik. Ist man wahrhaftig in seinen äußeren Handlungen und folgt dabei den Regeln der Schönheit: das ist Formvollendung. Wird Formvollendung und Musik einseitig gepflegt, so kommt die Welt in Verwirrung. Wenn einer andere recht machen will und umnebelt sein eigenes LEBEN, so strömt das LEBEN nicht aus, und was ausströmt, macht, daß die Geschöpfe ihre wahre Natur verlieren.

Quelle:
Dschuang Dsï: Das wahre Buch vom südlichen Blütenland. Düsseldorf/Köln 1972, S. 173-174.
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