3. Weltverlorenheit

[175] Von diesem Standpunkt aus betrachtet, zeigt sich, daß die Welt den SINN immer mehr verlor und der SINN die Welt immer mehr verlor. So verloren SINN und Welt einander, und wenn heute der SINN bei einem Menschen wohnt: wie will der es machen, um ihn wieder zur Geltung zu bringen in der Welt, und wie will die Welt es machen, um wieder zur Geltung zu kommen im SINN? Es ist gar keine Möglichkeit mehr vorhanden, daß der SINN zur Geltung kommt in der Welt, oder daß die Welt zur Geltung kommt im SINN. Wenn daher ein Berufener sich auch nicht zurückzieht in die Bergwälder, ist sein LEBEN doch verborgen und zwar so verborgen, daß er es gar nicht mehr selbst zu verbergen braucht.

Die man in alten Zeiten verborgene Weise nannte, waren nicht Leute, die sich versteckten und sich nicht mehr sehen ließen; sie waren nicht Leute, die sich in Schweigen hüllten; sie waren nicht Leute, die ihre Erkenntnis zurückhielten, sondern Zeit und Umstände waren in großer Verwirrung. Wenn sie rechte Zeit und Umstände trafen, so wirkten sie großartig auf Erden, so daß alles zur Einheit zurückkehrte und keine[175] Spur hinterließ. Wenn sie nicht rechte Zeit und Umstände trafen, so war ihr Wirken auf Erden vollständig un möglich. So trieben sie ihre Wurzeln tiefer, waren vollkommen still und warteten. Das war der Weg, sich selbst zu bewahren.

Quelle:
Dschuang Dsï: Das wahre Buch vom südlichen Blütenland. Düsseldorf/Köln 1972, S. 175-176.
Lizenz: