8. Die Gefahren des Übermuts

[256] Der König von Wu fuhr einst auf dem Strom. Er bestieg den Affenberg. Als die Affen ihn sahen, erschraken sie, ließen alles liegen und flohen und versteckten sich im dichten Gestrüpp. Nur ein Affe war da, der war ganz unbekümmert, kletterte umher und zeigte dem König seine Geschicklichkeit. Der König schoß nach ihm, aber mit einer geschickten Bewegung ergriff der Affe den schnellen Pfeil. Da befahl der König seinen Dienern, ihn mit Pfeilen zu überschütten, und das Ergebnis war, daß der Affe totgeschossen wurde.

Der König wandte sich und sprach zu seinem Freunde Yen Bu I: »Dieser Affe brüstete sich mit seiner Geschicklichkeit und verließ sich auf seine Gewandtheit und glaubte mich verhöhnen zu können. Darum ist dies Unheil über ihn gekommen. Laß dir's zur Warnung dienen! Erhebe dich nie um äußerer Dinge willen über andere Menschen!«

Yen Bu I kehrte heim und nahm den Dung Wu zum Lehrer, um mit seiner Hilfe seine äußeren Vorzüge abzulegen. Er enthielt sich aller Vergnügungen und entsagte allem augenfälligen Wesen. Nach drei Jahren sprachen die Leute im ganzen Volk mit Hochachtung von ihm.

Quelle:
Dschuang Dsï: Das wahre Buch vom südlichen Blütenland. Düsseldorf/Köln 1972, S. 256-257.
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