Ären

[423] * Ären, verb. reg. act. welches nur in den gemeinen Mundarten einiger Gegenden üblich ist. Es bedeutet aber, 1) so viel als pflügen überhaupt, besonders in Elsaß, Thüringen und Franken. 2) Zum letzten Mahle unmittelbar vor der Wintersaat pflügen, welches auch zur Wintersaat ackern genannt wird, so wie ackern allein das letzte Pflügen vor der Sommersaat ausdrucket. S. auch Art.

Anm. Ären, Griech. αρουν, Latein. arare, Goth. arian, Isl. eria, bey den alten Friesen era, Engl. to ear, Holländ. aeren, Nieders. aarden und aren, Schwed. aeria, bey dem Ottfried erren, alt Französ. errer, in der Schweiz erchen, und in andern Gegenden erten und ertenen, bey den Krainischen Wenden arjen, alles in der Bedeutung des Pflügens, ist mit Arbeit, Ernte und vielleicht auch mit Jahr und Erde genau verwandt. In einigen, besonders Oberdeutschen Mundarten wird dieses Wort auch aren gesprochen, und da ist es zugleich irregulär. Ungearan heißt bey dem Willeram ungepflügt, und im Hennebergischen und in Thüringen sagt man noch jetzt ein gearner Acker, für geärter. S. Art; ingleichen du Fresne Gloss. v. Arura. Da die gedehnte Wurzelsylbe är nur aus zwey Buchstaben bestehet, so könnte das Wort, der Analogie zu Folge, ein h fordern, ähren. Und wer weiß, ob nicht Acker und ackern, ein durch Verstärkung des Hauchlautes gebildetes Intensivum von dem alten ähren, arare, ist.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 423-424.
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