Abgang, der

[41] Der Abgang, des -es, plur. die -gänge. 1) Die Handlung des Abgehens von einem Orte, ohne Plural; und zwar, (1) in engerer Bedeutung, vermittelst der Füße. Der Abgang des Bothen. Abgang nehmen, bedeutet in den Seifenwerken so viel als Schicht machen, von der Arbeit abgehen. (2) In weiterer Bedeutung, fast eine jede Entfernung von einem Orte. Der Abgang der Post, des Briefes, des Schiffes, der Gelegenheit, nehmlich eine Sache oder Person fortzuschaffen. Mit Abgang der Post. Vor Abgang des Briefes. (3) Figürlich. (a) Der Betrieb der Waaren. Diese Waare hat guten Abgang, findet viele Käufer, hat schlechten oder gar keinen Abgang. Der Kaufmann hat guten Abgang, an Waaren. (b) Die Unterlassung der Ausübung, des Gebrauches einer Sache. Dieser Gebrauch kommt in Abgang, ist schon lange in Abgang gerathen. Etwas in Abgang bringen. In Abgang gekommene (besser[41] veraltete) Moden. (c) Die Abnahme, nachtheilige Verminderung. Ich spüre noch keinen Abgang an meinen Kräften. Sein Hauswesen kommt in Abgang. In Abgang der Nahrung gerathen, kommen. Jemanden in den Abgang der Nahrung bringen. Die Schäferey leider durch die Pocken dieses Jahr großen Abgang. (d) Zuweilen auch Mangel, der Zustand, da eine Sache abgegangen ist. Der Abgang des Wassers, oder an Wasser. Der Abgang an Lebensmitteln. Man spüret keinen Abgang daran. (e) Das Absterben. Der Abgang aus diesem Leben. Der tödtliche Abgang. Nach Abgang des männlichen Geschlechtes, der weiblichen Linie.

2) Was von einer Sache abgehet. (1) In körperlicher Bedeutung, was bey ihrer Verfertigung, als minder brauchbar abgesondert wird; als ein Collectivum, so wohl im Singular, als im Plural allein. Bey verschiedenen Arbeitern haben diese Abgänge besondere Nahmen. Bey den Metallarbeitern heißen sie mehrentheils Krätz, oder Gekrätz, bey den Goldschlägern die Schabine, bey den Fleischern Abfall, im Forstwesen Asterschlag und Abraum, bey den Böttchern Miesel, u.s.f. In dieser Bedeutung ist im gemeinen Leben auch das Verkleinerungswort im Plur. die Abgänglein, und das abgeleitete die Abgängsel üblich. (2) Was einer Sache in der Bearbeitung oder Behandlung an Zahl, Maß oder Gewicht abgehet; ohne Plural. Dieses Erz hat auf hundert Pfund sechzig Pfund Abgang, d.i. ein Zentner Erz gibt nur dreyßig reines Metall. Der Abgang bey dem Getreide durch Mäusefraß, der Verlust. Der Abgang an der Casse, der Defect.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 41-42.
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