Abschweifen

[102] Abschweifen, verb. reg. Es ist:

I. Ein Activum. 1) Im Wasser abspülen. Fische, Garn, Wäsche abschweifen. Bey der Zubereitung der rohen Seide heißt abschweifen oder absieden auch, die rohen Seidenhäuschen in warmes Wasser einweichen.


‒ So soll der Thränensee

Auch schweifen von mir ab die Flecken meiner Sünden,

Opitz.


2) Bey den Tischlern, mit der Schweifsäge krumm ausschneiden, ausschweifen.

II. Ein Neutrum, mit dem Hülfsworte seyn, sich weit von einem Gute entfernen; nur selten. Von dem Wege der Tugend, von der Wahrheit abschweifen. Im Oberdeutschen bedeutet es auch sich in einem Vortrage von seinem Gegenstande entfernen, ausschweifen, eine Digression machen; in welchem Verstande es aber im Hochdeutschen ungewöhnlich ist. So auch die Abschweifung in beyden Bedeutungen.

Anm. Aus dem Haltaus erhellet, daß Abschweif und das Beywort abschweifig ehedem auch in der Bedeutung der Abweichung von der schuldigen Treue gebraucht worden.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 102.
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