Achsel, die

[148] Die Achsel, plur. die -n. 1) Eigentlich, der oberste Theil des Armes, wo er in das Schulterblatt gefüget ist, und der zum Tragen dienet. Etwas auf die Achsel nehmen. Figürliche R.A. sind: Jemanden über die Achsel ansehen, ihm einen verächtlichen Seitenblick zuwerfen, ihn verachten, geringe schätzen. Die Achsel ziehen oder zucken, und Zeichen, daß man Bedenklichkeiten bey einer Sache habe, die man nicht gern sagen wolle, oder daß man das geduldig leiden müsse, was man nicht ändern kann, Nieders. mit einem eigenen Worte ruckschuldern, gleichsam zuckschultern. Daher, das Achselzucken. Ich antwortete ihm mit einem beredten Achselzucken, Raben. In Schwaben sagt man dafür die Achseln schupfen, oder schmucken. Auf beyden Achseln tragen, zwey widrig gesinnten Herren dienen, häucheln. Etwas auf die leichte Achsel nehmen, sich eine schwere Sache als sehr leicht vorstellen, ist eine harte und ungewöhnliche Figur. 2) In weiterer Bedeutung, führet bey einigen Zergliederern auch wohl das ganze Armbein den Nahmen der Achsel oder des Achselbeines.

Anm. Die letzte Sylbe ist die Ableitungssylbe -El, welche ein Werkzeug, Ding, Subject bezeichnet, S. -el, und in dieser Gestalt ist schon alt, wie aus dem Ahsalo des Kero, dem Ahsela des Notker, dem Lat. axilla, dem Angels. Ehsle, Eaxle, und dem Wallisischen Asgell erhellet. Dieses letztere bedeutet einen Flügel; daher Wachter und Ihre glauben, daß das Stammwort gleiche Bedeutung gehabt, und erst nachmahls auf den obersten Theil des Armes übergetragen worden, so wie die Lateiner aus ala das Diminutivum axilla gemacht hätten. Allein es ist ungegründet, daß axilla das Diminutivum von ala ist; -illa ist vielmehr mit der Deutschen Ableitungssylbe -el gleich bedeutens, daher es hier nur auf die Wurzelsylbe Achs ankommt, welche gleichfalls das vorige Ack, Eck, mit dem Begriffe der Höhe, der Schärfe, der hervor ragenden Beschaffenheit zu seyn scheinet. S. auch Axt, Hacke, Age, Igel, Ecke. In Baiern bedeutet die Uchse und Yexe, mit drey Sylben, in Schwaben Weichse und Uchse, bey dem Rabanus Maurus Oahchasa, die Höhle unter dem Arme, für welche die Hochdeutschen keinen eigenen Nahmen haben.


‒ Thewrdank dem Ritter gab ein Stich

Unnder den Uchsen zum Herzen ein,

Theuerd. Kap. 77.


Rabanus Maurus unterscheidet Uchse und Achsel sehr genau; jene heißt bey ihm, wie schon gedacht, Oahchasa, diese aber Ahsala. Achsel und Schulter werden im gemeinen Leben oft für gleich bedeutend gehalten. Allein dieses bedeutet eigentlich den obersten Theil des Rückens an den Achseln, und jenes den Theil zwischen dem obersten Ende des Armes und dem Halse.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 148-149.
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