Adler, der

[169] Der Adler, des -s, plur. ut nom. sing. Diminutiv Adlerchen. 1) Ein Nahme, welchen man denjenigen Vögeln aus dem Falkengeschlechte gibt, welche die andern an Größe übertreffen, und befiederte Füße haben. Der Adler stößt auf Gänse, Hasen und Rehe, ist der größte unter allen Raubvögeln, hat einen schnellen Flug, und erhebt sich im demselben höher als alle andere Vögel; Eigenschaften, um welcher willen man ihn schon in den ältesten Zeiten für den König, d.i. den edelsten, unter den Vögeln gehalten hat. Seine Augen sind safrangelb und feurig, daher man scharfe und blitzende Augen in der höhern Schreibart Adleraugen zu nennen pfleget. Wenn er alt geworden ist, mauset er sich, und bekommt neue Federn, wodurch er gleichsam verjüngt[169] wird; ein Umstand, den schon die ältesten Dichter der Juden zu nutzen gewußt. Sprw. Ein Adler hecker keine Tauben. Adler fangen keine Fliegen. 2) Das Bild eines Adlers in den Wapen. Der Reichsadler, der Preußische Adler, der Polnische Adler; und in der höhern Schreibart auch das Reich selbst, welches einen solchen Adler im Wapen führet, besonders das Römische Reich, dessen vornehmstes Kriegeszeichen schon in den ältesten Zeiten ein Adler war. 3) Ein Gestirn am Himmel, welches aus eilf Sternen, und dessen rechter Flügel an den Äquator stößt.

Anm. Die ältesten Deutschen nannten den Adler nur Aar, welches eine allgemeine Benennung aller großen Raubvögel war. Hernach unterschied man auch unter diesen die größten und stärksten, und nannte sie Adelare, gleichsam edle Aaren, woraus in noch spätern Zeiten Adler geworden.


Sin muot der flúget also ho

Alsam der edel adelar,


Markgraf Heinrich von Meißen, unter den Schwäbischen Dichtern. In dem Fragmente des Gedichtes von dem Kriege Carls des Großen, bey dem Schilter, kommen thie adelaren in der mehrern Zahl vor, und die Holländer schreiben und sprechen diesen Nahmen noch jetzt Adelaar.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 169-170.
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