After

[175] After, eine ehemalige Präposition, welche nach bedeutete, jetzt aber nur noch in der Zusammensetzung mit einigen Verbis, noch mehr aber mit Substantiven üblich ist. Sie bedeutet alsdann,

1. Überhaupt, was der Zeit, dem Orte und der Ordnung nach auf ein anderes folget, und zwar, a) der Zeit nach, wir in Aftergeburt, Afterkind, Aftersabbat, Aftersprache, bey den Handwerkern, Aftermontag, in Oberschwaben, so viel als der Dinstag, Aftersonntag, ehedem der Montag u.s.f. In einem andern Verstande bedeuten Aftersonntag, Aftermontag, u.s.f. in den Urkunden des 13ten und der folgenden Jahrhunderte so viel als den folgenden Sonntag, den folgenden Montag. b) Dem Orte nach, für hinter, in Afterdarm, Afterleder, Afterstück, Afterrede, in der figürlichen Bedeutung der übeln Nachrede u.s.f. c) Der Ordnung nach, wie in Afteranwalt, Afterbelehnung, Afterbürge, Aftererbe, Afterlehn, u.a.m.

2. In figürlicher Bedeutung, was in Ansehung der Gestalt und des innern Werthes einem andern Dinge gleicher Art nachzusetzen ist, und zwar, a) in Ansehung der Gestalt, was einem andern Dinge ähnlich ist, aber sich doch noch merklich von demselben unterscheidet; als Afterkegel, Afterkugel, Afterblatt, Afterflügel, Afterhorn, Afterkamehl u.s.f. Die meisten Wörter dieser Art sind neu, und von den Lehrern der Naturgeschichte zusammen gesetzet worden, solchen Körpern aus dem Thier- und Pflanzenreiche, welche andern bekannten Thieren und Pflanzen ähnlich sehen, aber noch keinen bekannten Nahmen hatten, eigene Nahmen zu geben, worin ihnen die Mathematiker des vorigen Jahrhunderts schon[175] mit ihrem Beyspiele vorgegangen waren, welche die Benennungen Conoides und Sphaeroides durch Afterkegel und Afterkugel ausdrucken. b) Was geringer und schlechter ist, als ein anderes bestimmtes Ding gleicher Art; wie in Afterholz, Aferkorn, Aftermehl, After-Topas, Afterkönig, Afterpapst, u.s.f. Viele dieser Wörter haben sich aus den alten Mundarten noch bey den Künstlern und Handwerkern erhalten. Aber viele haben wir auch den neuen Schriftstellern zu verdanken; denn in dieser Bedeutung des Unächten lassen sich noch täglich neue Wörter damit bilden. Dahin gehören, Zachariä's Afterblitz, die Afterehre, das Afterglück.


So schwärzt sein Afterglück das Laster und die Schande,

Hegend.


Die Afterliebe, und hundert andere, welche im folgenden nicht besonders angeführet werden dürfen. Nur in der ersten eigentlichen Bedeutung ist es zu neuen Zusammensetzungen ungeschickt, weil der Begriff des Unächten zu sehr vorsticht; daher Aftergraf, für Vice-Graf, Afterbürgermeister, ein nachgeordneter oder Stellvertreter, u.s.f. nicht zu billigen sind. Eben diese Bedeutung könnten auch bey den Verbis Statt finden; allein die mit after zusammen gesetzten Verba sind selten, und wir kennen im Hochdeutschen nur das einzige, aber auch schon veraltete afterreden; denn von afterbelehnen ist nur allein das Partic. Pass. ein Afterbelehnter üblich, und aftersiedeln wird nur noch zuweilen in einigen Gegenden gehöret. Von der Conjugation dieser Wörter S. das folgende Afterreden.

Anm. After, Alemann. und Fränk. after, aefter, Goth. aptar, Angels. aeft, Isl. aptur, Schwed. eftir, Dän. efter, Engl. after, und das Griech.αυταρ, haben mit dem veralteten Umstandsworte aber, mit dem gleichfalls ungewöhnlichen Zeitworte äfern, mit dem Umstandsworte oft, und vielleicht auch mit äbig einerley Stamm, für welchen man die Präposition af oder ab hält. Affa und aft sollen in Franken, Österreich und Schwaben noch jetzt hernach bedeuten. S. Frisch v. Affter und Ihre v. Eftir. Die Niedersachsen und Holländer haben dafür achter, doch nur in der Bedeutung des Vorwortes hinter.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 175-176.
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