Ahle, die

[184] Die Ahle, plur. die -n, ein spitziges Werkzeug von Stahl verschiedener Handwerker, besonders solcher, die in Leder arbeiten, Löcher damit in dasselbe vorzustechen. Die krummen Ahlen heißen bey den Schustern und Sattlern gemeiniglich Orte; Pfriemen aber sind eine Art dickerer und stärkerer Ahlen.

Anm. Dieses Wort ist in allen drey Geschlechtern üblich, der Ahl, des -es, und im Plural die Ahle, und das Ahl. Am häufigsten wird es indessen im weiblichen Geschlechte gebraucht. Die Niedersachsen haben dieses Wort auch; doch gebrauchen sie Statt dessen auch Ort, Souel, Suel, Subbel oder Sugel. Dieses letztere kommt mit dem barbarisch Griech. συβλιον, dem Latein. Subula, dem Schwed. Syl, dem Dän. Syel, und dem Ital. Sublia genau überein. Das Stammwort ist unstreitig das alte Nordische sy und Lat. suere, nähen. Wenn aber Wachter davon auch die Ahle herleiten will, so ist das eine von den willkürlichen und künstlichen Ableitungen, die bey ihm nichts seltenes sind. Frisch merkt richtiger an, daß Ahle die Benennung von der scharfen Spitze hat, und also mit Achel, Age, und dem Lat. Acus verwandt ist. S. Age und Ecke. Mit Ahl kommen auch das Angels. Aele, Ale, das Engl. Awl, und das Holländ. Aelsene überein.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 184.
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