Anbruch (1), der

[274] 1. Der Ánbrúch, des -es, plur. die -brüche, von 1. Anbrechen, decerpere. 1) Die Handlung des Anbrechens; ohne Plural. So heißt in den Bergwerken, einen Anbruch machen, so viel, als die Erze entblößen und fündig machen. Noch mehr, 2) dasjenige, was zuerst von etwas angebrochen wird, besonders in den Bergwerken. In figürlicher Bedeutung werden auch die Erstlinge in Luthers Übersetzung der Bibel ein Anbruch genannt; z.B. Röm. 11, 16. Ist der Anbruch heilig, so ist auch der Teig heilig. In den Schmelzhütten heißen diejenigen Silberstücke, welche im Treibeofen am Spor herum stehen bleiben, wenn sie wirklich von den Blicken abgebrochen sind, gleichfalls Anbrüche. 3) Der Ort, wo etwas angebrochen oder abgebrochen worden. In diesem Verstande sagt man in den Bergwerken, der Stein, das Erz ist auf dem Anbruche glatt, glänzend. In noch weiterer Bedeutung wird auch dasjenige Erz, oder diejenige Bergart, welche am Gange noch ungewonnen stehet, aber schon zum Theil entblößet oder angebrochen ist, ein Anbruch genannt. Ein bauwürdiger Anbruch. Die Anbrüche strecken sich weiter nach der Teufe. Einen Anbruch liegen lassen. 4) * Von dem Neutro anbrechen, in Fäulniß gerathen, ist an einigen Orten, besonders Oberdeutschlandes, auch Anbruch für Fäulniß üblich. Besonders wird diejenige Krankheit der Schafe, da sie inwendig anfangen zu faulen, in einigen Gegenden, z.B. der Lausitz, der Anbruch genannt.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 274.
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