Angreifen

[307] Angreifen, verb. irreg. act. S. Greifen.

1. Eigentlich, mit der Hand anfassen, daran greifen. Ein glühendes Eisen angreifen. Einen bey dem Kopfe, bey der Brust angreifen. Wer Pech angreift, besudelt sich. Und in weiterer Bedeutung, etwas mit den Zähnen, mit der Zange angreifen.

2. Figürlich. 1) Angreifen und gebrauchen. Seinen Schatz angreifen. Fremdes Gut angreifen. 2) Angreifen und fest halten. Einen Missethäter angreifen, ihn in Verhaft nehmen. 3) Thätige Feindseligkeiten gegen jemanden üben. Einen mit dem Degen in der Hand angreifen. Die Reisenden auf der Straße[307] angreifen. Der Feind greift die Stadt an. Die Türken greifen mit großem Geschreye an. Daher der angreifende Theil, der den Anfang mit thätigen Feindseligkeiten macht. In weiterer Bedeutung. Einen mit Worten angreifen, beleidigen. Er hat mich bey, oder an meinem ehrlichen Nahmen, bey, oder an meiner Ehre angegriffen. Das war auf der zärtlichsten Seite angegriffen. Ingleichen, in noch weiterm Umfange der Bedeutung, heftig auf etwas wirken. Von einer Krankheit angegriffen werden. Das Feuer griff sogar die Kirche an. 4) Alle seine Kräfte anstrengen, sein Äußerstes thun. Sich im Reden angreifen, sehr laut reden. Sich im Singen, Tanzen, angreifen, alle seine Kräfte und Geschicklichkeit zeigen. Er hat sich heute sehr angegriffen, vielen Aufwand gemacht. Du bist zu karg, du mußt dich besser angreifen. Einen Missethäter mit den Daum- oder Beinstöcken angreifen, sie fest zuschrauben, zum Unterschiede von dem Anlegen. 5) Schwächen, entkräften. Diese Arzeney greift mich zu sehr an. Die Krankheit hat mich sehr angegriffen. Kleine Schrift greift die Augen an. 6) Hand an etwas legen, anfangen zu arbeiten. Greif an das Werk mit Freuden. Greif an das große Werk, Can. Eine Sache verkehrt angreifen. Ich weiß nicht, wie ich es angreifen, anfangen, soll. Wie ist die Sache anzugreifen? anzufangen. Und in weiterer Bedeutung überhaupt für thun, arbeiten. Er will nichts angreifen. Einen neuen Stollen höher angreifen als den alten, im Bergbaue, für anlegen, anfangen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 307-308.
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