Anmuthen

[341] Anmuthen, verb. reg. act. von einem begehren, verlangen, ihm zumuthen, doch nur im gemeinen Leben. Einem etwas anmuthen. Das möchte ich ihm wohl anmuthen. Besonders, einem eine unerlaubte, unanständige Sache zumuthen. Er muthete mir eine Niederträchtigkeit an. Kannst du mir so was anmuthen? So auch das Anmuthen, das Verlangen einer unanständigen Handlung, ingleichen, die Anmuthung. Eine unverschämte Anmuthung.

Anm. Dieses Wort kommt von muthen, verlangen, begehren her, S. dieses Wort. Das Nieders. und Holländ. anmodigen haben nichts mit diesem Worte zu thun, wie Wachter irrig glaubt, sondern sind zunächst von muthig, bedeuten auch nur muthig machen, aufmuntern, anfeuern. Für anmuthen waren ehedem auch muthen und gemuthen üblich. S. Frisch v. Muth, und Haltaus v. Gemuthen. Im Theuerdank kommt anmüen für anmuthen vor:


Das ir In anmüet zu stechen,

Kap. 99.


Einem etwas anmuthen seyn, für es ihm anmuthen, ist eine unartige Nachahmung des Nieders. anmoden wesen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 341.
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