Ansehung, die

[368] Die Ansehung, plur. inusit. die Handlung des Ansehens, doch nur in so fern dieses Verbum betrachten, erwägen bedeutet; da denn in Ansehung, die Stelle einer Partikel vertritt. 1) Die Ursache anzudeuten, warum etwas ist, oder geschiehet, so fern damit auf die Beschaffenheit einer Person oder Sache gesehen wird. Ich habe es in Ansehung seiner vornehmen Ältern nicht thun wollen. Sie sind mir diesen Dienst in Ansehung unserer Freundschaft schuldig. Er hat dieses Lob in Ansehung seines Fleißes vollkommen verdienet. 2) Zuweilen bezeichnet es eine Art von Vergleichung. Das ist nichts in Ansehung des vorigen. Oder bloß den Gegenstand, welcher Gebrauch aber gewiß nicht der beste ist. Eine Untersuchung in Ansehung der ersten Bevölkerung von Amerika, wo der bloße Genitiv nicht nur kürzer, sondern auch bestimmter seyn würde. In den übrigen[368] Bedeutungen des Verbi ist der Infinitiv üblicher. Man sagt daher lieber, das Ansehen der Person, als die Ansehung der Person.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 368-369.
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