Aufhalten

[496] Aufhalten, verb. irreg. act. S. Halten. 1. In die Höhe halten. Diese Bedeutung ist zwar ihrem eigentlichen Verstande nach, nicht üblich; allein sie ist es doch vermuthlich, welche zu folgenden drey figürlichen Anlaß gegeben hat.

[496] 1) Den Fortgang unterbrechen, und zwar, (a) eigentlich. Den Fortgang in Ansehung des Ortes und Raumes unterbrechen. Einen flüchtigen Dieb aufhalten. Der Wind hält uns im Gehen auf. Das Gebirge hält den Wind auf. Der Mantel hält den Regen auf. Das Wasser mit einem Damme aufhalten. Er kann die Thränen nicht länger aufhalten. Den Feind aufhalten, dessen Annäherung hindern. Halten sie mich nicht auf, lassen sie mich gehen. Ihr Helden, was für ein Zaum soll euern Durst nach Gewalt aufhalten? Dusch. (b) Figürlich, den Fortgang einer Sache in Ansehung der Zeit hindern. Die Uhr aufhalten. Die Post aufhalten. Den Krieg aufhalten, in die Länge spielen. Einen Prozeß lange aufhalten. Schon lange hast du mich mit vergeblicher Hoffnung aufgehalten. Sich lange bey einer Sache aufhalten, sich lange mit derselben beschäftigen. Ich will mich nicht länger dabey aufhalten, nicht länger davon sprechen.

2) Bey sich behalten, von Personen, Aufenthalt geben. Einen Fremden bey sich aufhalten, beherbergen. Er hält lauter lasterhafte Leute bey sich auf. Noch mehr aber reciproce, sich an einem Orte aufhalten, eine Zeit lang daselbst verbleiben. Er hält sich jetzt in Berlin auf. Er hat sich lange bey unsern Freunden aufgehalten.

3) Sich über etwas aufhalten, es tadeln, welche Bedeutung aus der Bedeutung des Verweilens entsprungen zu seyn scheinet. Er hält sich über alles auf. Wer hat sich darüber aufzuhalten?

2. Offen halten, im gemeinen Leben. Die Hand, den Hut, einen Sack aufhalten. Ingleichen, offen lassen. Das Thor wurde dir zu Gefallen die ganze Nacht aufgehalten. So auch die Aufhaltung.

Anm. Aufhalten bedeutete ehedem auch, 1) in Verhaft behalten. 2) Erhalten, ernähren. 3) Sich einer Sache aufhalten, sich wider dieselbe vertheidigen. Von allen dreyen sind in Haltaus Gloss h.v. hinlängliche Beyspiele zu finden.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 496-497.
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