Auflösen

[509] Auflösen, verb. reg. act. überhaupt, was zugebunden ist, öffnen.

1) Eigentlich, ein zugebundenes Band nach und nach öffnen. Einen Knoten auflösen. Die Bande auflösen. Hüte dich, diese Bande eher aufzulösen, als bis die Natur selbst sie auflöset, Dusch. In weiterer Bedeutung, auch dasjenige, was vermittelst eines Bandes zugebunden ist, durch dessen Auflösung öffnen. Die Schnürbrust auflösen.

2) In noch weiterer Bedeutung von verschiedenen andern Arten des Öffnens. So heißt auflösen bey den Jägern so viel als aufschneiden.

3) Figürlich. (1) Die Theile eines Körpers trennen und flüssig machen. So löset die Sonne das Eis, das Wasser das Salz, saure Geister die Metalle auf. Der Scheidekünstler löset Körper auf, wenn er durch die ihm bekannten Auflösungsmittel ihre Theile von einander trennet. In figürlicher Bedeutung,[509] eine jede andere Sache in ihre Theile zerlegen. Einen Satz in seine Theile auflösen. Aufgelöset werden, ist ein edler Ausdruck für sterben, weil in dem Tode eine wahre Auflösung der Theile Statt findet. Sich in etwas auflösen, nach einer scheinbaren Auflösung der Theile in einen gewissen Zustand versetzet werden. Sein Gram lößt sich jetzt in Thränen auf. Alles Gute löset sich in Vergnügen auf, alles Böse in Schmerz, Wiel. (2) Eine moralische Verbindung trennen. Die Ehe auflösen. Keine Zeit, keine Gewalt löset die Verbindungen der Natur auf, Dusch. Ihr sollt nicht wähnen, daß ich kommen bin, das Gesetz und die Propheten aufzulösen, Matth. 5, 17. (3) Die Theile eines unbekannten Ganzen finden und angeben. Eine Aufgabe auflösen, dasjenige thun, oder erfinden, was verlangt worden. Eine Frage auflösen, sie stückweise beantworten. Ein Räthsel auflösen, das Dunkele in demselben deutlich machen. Einen Zweifel auflösen, ihn heben.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 509-510.
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