Aufschürzen

[532] Aufschürzen, verb. reg. act. in die Höhe schürzen. 1) Eigentlich, lange Kleider, besonders Weiberkleider in die Höhe gürten, und sie dadurch kürzer machen; im Oberdeutschen auch aufstricken. Den Rock aufschürzen, und metonymisch auch, sich aufschürzen. Er wird sich aufschürzen, und wird sie zu Tische setzen, Luc. 12, 37.


Ich steh und wart auf dich mit aufgeschürzten Lenden,

Gryph.


Lauft emsig wie ein Wirth, der sich die Mühe kürzt,

Und hurtiger zu seyn, sich lustig aufgeschürzt,

Haged.


2) Figürlich. (a) In der Baukunst sagt man von den Aufschieblingen, daß sie auf die Balken und Sparren so aufgeschürzet werden, daß sie oben mit den Sparren zusammen laufen, unten aber über die Balken hervor reichen. (b) Ein Pferd heißt aufgeschürzt, wenn es eingefallene Seiten hat. Daher die Aufschürzung.

Anm. In Oberdeutschland bedeutet dieses Verbum überhaupt in die Höhe binden, verkürzen, abkürzen. Denn man sagt daselbst so wohl: die Ärmel aufschürzen, die Segel aufschürzen, als auch, eine Schrift, eine Rede aufschürzen, für abkürzen. In der Charwoche werden daselbst auch die Glocken aufgeschürzt, d.i. die Stricke an denselben werden kürzer gebunden. Eine aufgeschürzte, kurze und aufgeworfene, Nase, ist nur in der gemeinen Sprechart einiger Gegenden üblich. Den Kessel aufschürzen, ihn in den Kesselhaken über dem Feuer hängen, kommt bey dem Apherdian vor, und in der Clevischen Rechtsordnung und einer Stelle bey dem Goldast, welche frisch anführet, bedeutet aufschürzen auch so viel als aufschieben. Aus diesem allen erhellet, daß in aufschürzen der Begriff der Verkürzung der herrschende ist. S. Schurz.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 532.
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