Aufseyn

[536] Aufseyn, verb. irreg. neutr. (S. Seyn,) welches sehr elliptisch und in seinen meisten Bedeutungen nur im gemeinen Leben üblich ist. Es bedeutet aber, 1. * Aufgerichtet seyn, im Gegensatze des Liegens; und zwar, 1) sich aufmachen, aufbrechen. Laßt uns aufseyn und gen Bethel ziehen, 1. Mos. 35, 3. So waren die Lager alle auf, 4. Mos. 10, 25. Dieser Gebrauch ist im Hochdeutschen völlig veraltet. 2) Außer dem Bette seyn. Er ist gestern Nachts lange aufgewesen. Ich war gestern spät auf. Ingleichen von dem Bette aufstehen. Des Morgens frühe aufseyn. 3) Sich der Gesundheit nach befinden. Wohl, übel aufseyn. Ist er noch wohl auf? Opitz gebraucht dieses Wort auch ein Mahl in der sonst ungewöhnlichen weitern Bedeutung von dem bürgerlichen Wohlstande.


Rom war nie besser auf, als wie die hohen Sinnen

Ein niedrigs Dach bewohnt.


2. Offen stehen. Die Thür ist auf. Die Fenster waren alle auf. 3. Aufgezehret seyn. Bis daß alles Brot in der Stadt auf war, Jerem. 37, 21.

Anm. Unter diesen Bedeutungen ist die des Befindens, der Gesundheit nach, noch am meisten üblich. Die übrigen sind theils veraltet, theils niedrig.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 536.
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