Aufthauen

[545] Aufthauen, verb. reg. welches in doppelter Gattung üblich ist.

I. Als ein Activum, die Wärme in einen gefrornen Körper wieder herstellen, und ihn dadurch öffnen, d.i. erweichen und flüssig machen. Die Sonne thauet die Erde, das Eis auf. Ein gefrornes Wasser aufthauen. Figürlich sagt Opitz von dem Wein: Er thauet die Sinnen auf. So auch die Aufthauung.

II. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte seyn, aufgethauet werden, von gefrornen Körpern. Die Erde, das Eis, der Strom thauet auf, ist aufgethauet. Figürlich sagt man im gemeinen Leben von einem Menschen, der nach einem langen,[545] schüchternen Stillschweigen anfängt, gesprächig zu werden, er thauet auf. In den gemeinen Mundarten Oberdeutschlandes und Niedersachsens ist statt dieses Worts aufleinen und auflüen üblich. S. Leinen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 545-546.
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