Augenmerk, das

[564] Das Augenmêrk, des -es, plur. inusit. das Merk oder Zeichen, worauf die Augen gerichtet sind, dasjenige worauf die Augen merken. Also, 1) eigentlich, das Ziel einer körperlichen Handlung. 2) Ein Merkmahl für die Augen. So nehmen sich die Schiffer gewisse Augenmerke, die Gegenden in der See daran wieder zu erkennen; edler Merkmahl. 3) Figürlich, das Ziel einer Beschäftigung des Geistes. Das Gegenwärtige ist niemahls unser Ziel; das Vergangene und Gegenwärtige sind nur die Mittel; das Zukünftige allein ist unser Augenmerk. 4) Die Richtung des Gemüthes auf etwas, die Aufmerksamkeit. Die Liebe der Ehe mit einem stäten Augenmerke auf ihre ehrwürdige Absicht durch Klugheit regieren, Gell. In dieser Bedeutung, welche gewiß nicht die beste ist, gebraucht Opitz so wohl dieses Wort, als auch das noch ungewöhnlichere Augenmerkung, in höherer Bedeutung von Gott:


– Er hält sein Augenmerk

Auf seiner Menschen Thun.


Ingleichen:


Denn nichts ist, drauf nicht der, von welchem alles hanget,

Mit seiner Gegenwart und Augenmerkung langet.


5) In der Kriegeskunst bey einigen Neuern, die Fertigkeit, die Lage und Eigenschaft einer Gegend, mit allen ihren Vortheilen und Unbequemlichkeiten in der Geschwindigkeit zu übersehen; Franz. le Coup d'oeil, welchen Begriff es doch nicht erschöpft.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 564.
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