Ausgeben

[594] Ausgèben, verb. irreg. (S. Geben,) welches in doppelter Gattung üblich ist.

I. Als ein Activum.

1. Hinaus geben, aus einem Orte geben, von sich weggeben.

1) Eigentlich. Die Briefe ausgeben, auf der Post. Almosen ausgeben, austheilen. Eine Tochter ausgeben, sie verheirathen, ausstatten, 1. Mos. 29, 26. Ein Buch ausgeben, durch den Druck bekannt machen. Ausgeben, in dem Kartenspiele bedeutet an einigen Orten so viel als ausspielen. In den Haushaltungen bedeutet ausgeben, von dem vorhandenen. Vorrathe dem Gesinde so viel geben, als jedes Mahl nöthig ist. Die Parole ausgeben, bekannt machen. Die Ausgebung der Parole. Am häufigsten wird dieses Wort von dem Gelde gebraucht. Geld für etwas ausgeben. Eine Münzsorte für voll ausgeben. Er gibt viel aus, viel Geld, er lässet viel aufgehen. Daher Ausgebegeld, welches man zu den täglichen Ausgaben gebraucht, Münze. 2) Figürlich, die Beschaffenheit einer Sache bestimmen, mit für; wobey doch die Wahrheit der Bestimmung noch als zweifelhaft angesehen, wenigstens unentschieden gelassen wird. Ein[594] Gut für das seinige ausgeben. Seinen eigenen Willen für Gottes Willen ausgeben. Sich für einen Arzt, für einen Edelmann ausgeben u.s.f. Einen für todt ausgeben. Wenn meine Frau dasjenige wäre, wofür sie dieselbe ausgeben, so wäre ich ja ein Narr, Gell.

2. Sich ganz ausgeben, im gemeinen Leben, sich durch vieles Ausgeben vom Gelde entblößen, alles bare Geld ausgeben.

II. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben. 1) Von sich geben, ergiebig seyn, nur im gemeinen Leben einiger Gegenden. Dieses Getreide gibt viel, gibt wenig aus, gibt vieles Mehl. Das Mehl gibt wohl aus, gibt vieles Brot. 2) Bey den Jägern wird ausgeben von dem Bellen der Leithunde gebraucht. Der Hund gibt aus, bellet. Ingleichen von dem Hifthorne. Das Horn gibt gut aus, hat einen lauten Ton.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 594-595.
Lizenz:
Faksimiles:
594 | 595
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika