Büche, die

[1237] Die Bǖche, oder Būche, plur. die -n, ein einheimischer Waldbaum, dessen Blätter eine eyförmige, schöne grüne Gestalt haben, und am Rande etwas eingekerbt sind; der Buchbaum. Die glatte Rinde ist bey jungen Stämmen graugrün, bey ältern aber aschfarbig und weiß. Das Holz ist in seinem innern Baue fest, im Gewichte schwer, und an Farbe weiß oder braun. Nach dieser Farbe des Holzes und der Höhe des Stammes pflegt man diesen Baum so wohl im gemeinen Leben, als auch bey den Kräuterkennern in zwey Unterarten einzutheilen. Die eine Art, welche zu einem hohen starken Baume wächset, und ein bräunliches Holz hat, wird im gemeinen Leben Rothbüche, Mastbüche, Thalbüche, Tragebüche, und bey dem Linné Fagus silvatia genannt. Die zweyte Art, welche ein weißes Holz hat, heißt im gemeinen Leben Weißbüche, Hagebüche, Hainbüche, Bergbüche, Hornbüche, Steinbüche, Zwergbüche, Rauchbüche, Buchäsche u.s.f. und bey dem Linné Carpinus Betulus. Daher der Buchenwald, der Buchenhain u.s.f.

Anm. Im Nieders. heißt dieser Baum Böke, Booke, im Angels. Bocce, Beoce, Bece, im Holländ. Beucke, Bueche, im Schwed. Bok, im Dän. Bog, im Engl. Beech-tree, im Franz. Feau, Fau, Foyard, Fouteau, im Pohlnischen, Böhmischen und Russischen Bug, Bukt, im Ungarischen Bikt, im Griech. φƞγος, und im Latein. Fagus. Man siehet leicht, daß alle diese Benennungen aus Einer gemeinschaftlichen Quelle herstammen. Ob diese aber, wie Servius behauptet, das Griech. φαγω, ich esse, ist, weil man die Früchte dieses Baumes bey der anfänglichen Einfalt der Sitten gegessen, daher die Lateiner diesen Baum auch Aesculus genannt, von esca, Speise, muß man dahin gestellet seyn lassen. Was diese Ableitung bestätigen könnte, ist, daß im Nieders. Book, und im Oberdeutschen Büchel, eigentlich die Frucht des Buchbaumes, die Bucheichel, bedeutet. Der Nahme Aesculus kommt mit dem Deutschen Nahmen Äsche überein, welchen dieser Baum zuweilen auch führet, und dieser kann eher von der aschgrauen weißlichen Farbe der Rinde als von essen abstammen. Herr Ihre leitet den Nahmen der Büche von der bekannten Biegsamkeit des Holzes dieses Baumes, wenigstens der Weißbüche her. S. auch Buchsbaum. Im Nieders. heißt eine junge Büche, und oft ein jeder junger Baum, Hester, und daraus haben die Franzosen ihr Hestre, Hêtre gemacht. Die Oberdeutschen sprechen dieses Wort Buche, die Hochdeutschen nach dem Muster der Niedersachsen am häufigsten Büche.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1237.
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