Bachbunge, die

[679] Die Báchbunge, plur. die -n, ein Nahme, welchen man im gemeinen Leben zwey Pflanzen beyleget, welche Linné beyde zu den Arten des Ehrenpreises rechnet. Die erste heißt bey ihm Veronica Beccabunga, ist eine sehr saftige Pflanze und hat rundliche, fette, saftige und eingekerbte Blätter, fast wie die Bohnen. Die andere, Veronica Anagallis, hat lanzettförmige eingezähnte Blätter, und wird sonst auch Wassergauchheil genannt. Beyde Arten haben blaue Blumen, wachsen in rinnenden Wassern, welche im Winter nicht zufrieren, und werden im gemeinen Leben oft mit der Brunnenkresse verwechselt. Wie sanft rieselst du vorüber, kleine Quelle, durch die Wasserkresse, und durch die Bachbungen, die ihre blaue Blumen empor tragen! Geßner!

Anm. Diese Pflanze heißt bey den ältern Kräuterkennern Beccabunga, und Baccabunga, ein Nahme, welcher unstreitig aus dem Deutschen gemacht worden. Was aber Bunge in demselben bedeutet, ist so ausgemacht noch nicht. Bunge, bedeutet im Niedersächsischen eine Trommel; Bunge, Pinge, ist bey den Bergleuten die Grube von einem eingefallenen Schachte; das Schwed. bunga, bedeutet schlagen, binge, einen Hügel, und bunke, ein Geschwür. Keines von diesen Wörtern schicket sich hierher. Vermuthlich ist Bunge eine verderbte Aussprache von Bohne; indem die Blätter der ersten Art Bachbungen den Bohnenblättern ziemlich gleich sehen, daher auch einige Neuere den Nahmen Bachbohne wieder einzuführen gesucht. Im Dänischen und Norwegischen heißt diese Pflanze Vandarve und Ledmyge.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 679.
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