Bachstelze, die

[681] Die Báchstêlze, plur. die -n, ein hochbeiniger Vogel, welcher etwas länger als ein Sperling, aber nicht so dick ist, den Schwanz hoch träget, ihn stets beweget, und sich gern an Bächen aufhält. Die eine Art dieses Vogels ist weiß und schwarz, die andere hat eine gelbe Brust und einen gelben Bauch. Die erste Art liebt die frisch geackerten Felder, und pflegt sich gern nahe zu dem Viehe zu halten; daher man sie auch Kuhstelze und Ackermännchen zu nennen pflegt.

Anm. Weil dieser Vogel den Schwanz beständig bewegt, so wird er im Niedersächsischen Quicksteert, Quäcksteert, Swicksteert, Wippsteert genannt, von quicken, wippen, vibrare, und Steert, Schwanz. Von eben diesem Umstande rühret auch dessen Oberdeutscher Nahme Pillwenken, Pillwegichen bey dem Pictorius, ingleichen die Dänische Benennung Vippestiärt, die Norwegische Quickstiert, die Engl. Wag-Tail, die Ital. Codatremola, Codasquassola, Codaccivola, die Franz. Hauchequeue, die Griech. σεισιπυγις, und die Latein. Motacilla her. Frisch glaubet daher, daß auch der Hochdeutsche Nahme Bachstelze so viel als Wacksterze bedeute, und aus dem Niedersächsischen verderbet worden. Diese Ableitung ist nicht unwahrscheinlich. Weil sich aber dieser Vogel wirklich gerne an Bächen aufhält, daher er im Oberdeutschen auch Bachamsel, Wasserstelze, und im Dänischen auch Elvekonge genannt wird, so hat auch Wachters Meinung ihre Wahrscheinlichkeit, nach welcher dieser Vogel von diesem Aufenthalte, und von seinen langen Beinen, auf welchen er als wie auf Stelzen einher gehet, so genannt worden.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 681.
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