Begine, die

[802] Die Begine, plur. die -n. 1) Ehedem gewisse andächtige ledige Frauenspersonen, welche eine Art Nonnen waren, aber keine Gelübde ablegten. Es gibt ihrer in Flandern, Picardie und Lothringen noch, in den übrigen Ländern aber sind sie aufgehoben worden. Von der Andächteley, von welcher diese Personen ihr Hauptwerk machten, und von den Ausschweifungen, welchen sie sich nicht selten ergaben, ist es gekommen, daß noch in einigen Gegenden eine alte Begine als ein Schimpfwort gebraucht wird, und so wohl eine Betschwester, als auch eine liederliche Weibsperson bedeutet. In dem mittlern Lateine hieß diese Art von Nonnen Beguinae, Beginae, und im Franz. Beguines. Der Ursprung dieses Nahmens ist noch ungewiß. Einige leiten ihn von der Begga, der Schwester der heiligen Gertrud her, die ihre Stifterinn seyn soll; andere von Lambert le Begue, einem Priester, der gleichfalls für ihren Urheber ausgegeben wird; noch andere von der Begga, Pipins Tochter, welche in ein Kloster gegangen ist. Am wahrscheinlichsten kommt dieser Nahme von dem alten begge, betteln, her, welches noch im Englischen üblich ist, weil die Beginen sich vornehmlich auf das Betteln legten. Wie fern das Osnabrückische Begyne, ein verschnittenes Mutterschwein, hierher gehöret, mögen andere untersuchen. S. Frischens Wörterbuch v. Beginnen, du Fresne Beghardi, und Mosheims Kirchenhist. 2) Eine Art leinener Hauben, besonders in Niedersachsen, welche unter dem Kinne zugebunden werden, etwa von der Art, die in Obersachsen mit einem Französischen Worte Cornetten genannt werden; vermuthlich, weil die Beginen dergleichen getragen. Diese Art Hauben wird im Französischen gleichfalls Beguin, im Italiänischen Beghino und im Englischen Biggin genannt.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 802.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: