Bereit

[859] Bereit, adv. fertig, etwas zu verrichten oder zu leiden, von allen Hindernissen einer Veränderung frey. 1) Eigentlich. Ich bin bereit abzureisen. Sich zu etwas bereit machen. Bereit seyn, bereit stehen. Zum Kriege, zum Schlagen bereit. Etwas bereit halten. 2) Figürlich, von der Neigung des Willens, willig. Ich bin zu allem bereit. Ich bin bereit dich anzuhören. Bereit zum Verzeihen.

Anm. Die älteste Gestalt dieses Wortes in der Oberdeutschen Mundart ist reit, redi, welches bey dem Ottfried vorkommt, und fertig, ingleichen schnell bedeutet. Das heutige Niedersächsische[859] rede, und Osnabrück. ree, kommen damit genau überein; so wie das Wallisische rhwyd, das Angels. rath, rathe, das Holländ. reed, das Picardische rade, das Schwed. reda, das Engl. ready, das Isländ. radan, und das Latein. paratus, welche alle entweder fertig, oder schnell bedeuten. In den Slavonischen Mundarten bedeutet rad gern. Das Stammwort davon scheinet noch in dem Griech. γἑδω, ich thue, mache, verborgen zu liegen. S. auch Rath und Geräth. Bereit war ehedem auch ein Adjectiv, in welcher Form es im Oberdeutschen noch üblich ist, weil man daselbst ein bereiter Tisch, ein bereites Schiff sagt. Ein bereit Volk, kommt auch noch Luc. 1, 17 vor; bereitete Brote aber, 2 Chron. 13, 11, gehöret zu dem Verbo bereiten. Im Hochdeutschen ist es in dieser Gestalt eines Beywortes nicht mehr üblich, außer, daß man in den Rechten noch das bereiteste Vermögen dasjenige Vermögen nennet, welches man sogleich und ohne viele Umstände haben kann. Bereites Geld bedeutete, nach dem Muster des Lateinischen parata pecunia, ehedem auch bares Geld, und im Niedersächsischen wird rede Geld noch so gebraucht.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 859-860.
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