Beschlagen

[900] Beschlagen, verb. irreg. (S. Schlagen,) welches in doppelter Gestalt üblich ist.

I. Als ein Activum, mehrmahls an etwas schlagen. So werden in den Münzen die Thaler beschlagen, wenn sie rund geschlagen werden, wobey man sie mit der Beschlagezange hält. Am häufigsten wird es in verschiedenen weitern Bedeutungen gebraucht. 1) Dinge, die zur Befestigung oder Zierde einer Sache gereichen, mit Hammerschlägen an dieselbe befestigen. Eine Thür, ein Rad, einen Wagen beschlagen, das nöthige Eisenwerk daran befestigen. Mit Golde beslagen, in dem alten Gedichte auf Carls des Großen Feldzug bey dem Schilter. Ein Pferd beschlagen, ihm die Hufeisen aufschlagen, in welcher Bedeutung es schon in dem Schwabenspiegel vorkommt. Einen Tisch mit Wachseinwand beschlagen. 2) Behauen, bey den Zimmerleuten, Tischlern und Steinmetzen. Einen Baum beschlagen, ihn viereckt hauen. Einen Stein beschlagen. 3) Eine gläserne Retorte beschlagen, sie mit einer Rinde von Thonerde überziehen. 4) Befruchten, von einigen Thieren. So beschlägt bey den Jägern der Hirsch das Wild, und das Thier gehet hoch beschlagen, wenn es trächtig ist, und bald setzen will. Ein beschlagenes, d.i. trächtiges Thier. 5) Die Decke beschlagen, oder das Bett beschlagen, ist eine alte Redensart von der feyerlichen Beschreitung des Ehebettes nach der priesterlichen Einsegnung, welche aber doch nicht alle Mahl die wirkliche Vollziehung der Ehe mit in sich schließet. 6) Zeichnen, bezeichnen, besonders so fern solches vermittelst eines Schlages geschiehet. So werden in den Salzwerken zu Halle die[900] Salzstücke beschlagen, wenn sie mit dem eisernen Thalzeichen bemerket werden, und in den Manufacturen wird ein Stück Zeug beschlagen, wenn es nach der Besichtigung mit einem Stückchen Bley behänget, und der Stämpel darauf geschlagen wird, welches man auch plombiren nennet. 7) Belegen, besonders in der R.A. eine Sache mit Arrest beschlagen. 8) Die Segel aufbinden, in der Seefahrt. Daher die Beschlaglinien, kleine Stricke, die Segel damit aufzubinden. 9) In einer Sache wohl, oder schlecht geübt, oder erfahren seyn; vielleicht als eine Anspielung auf ein wohl beschlagenes Pferd, zumahl da die Niedersachsen von einem listigen, verschlagenen Menschen sagen, daß er hinten und vorn beschlagen sey. S. auch Verschlagen. Daher die Beschlagung in allen obigen Bedeutungen. S. auch Beschlag.

II. Als ein Neutrum, welches das Hülfswort seyn erfordert, mit Feuchtigkeiten überzogen werden. So beschlagen die Gläser, die Fenster, metallene Gefäße, u.s.f. wenn sie erkältet sind, und sich wärmere Dünste daran hängen, und dem Auge sichtbar werden. Das Brot, das Leder u.s.f. beschlägt, wenn es schimmelig wird.

Anm. Veraltete, oder nur in einigen Mundarten übliche Bedeutungen sind noch: 1) Bedecken. So sagen noch die Niedersachsen, ein Land beschlagen, wenn sie es besäen, oder mit dem Viehe betreiben. 2) Bestellen, besprechen. Korn, Waaren beschlagen. Die Herberge beschlagen, bey dem Kaisersberg. 3) Über einem Verbrechen ertappen. Einen Dieb beschlagen, so wohl in Niedersachsen, als in Oberdeutschland. S. Schlagen. In Niedersachsen lautet dieses Zeitwort beslaen, und im Osnabrückischen beslaunen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 900-901.
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