Beste

[925] Bêste, der, die, das, adj. welches der Superlativ von besser ist, und den höchsten Grad des Guten oder Vollkommenen in seiner Art ausdrucket, aber doch zuweilen auch mit allerley Nebenbegriffen vergesellschaftet ist. Es beziehet sich,

1. Auf die Empfindung durch die Sinne. Die Nelke hat unter allen Blumen den besten Geruch. Die Ananas hat unter[925] allen Früchten den besten Geschmack. Die beste Aussicht. Das gefällt mit am besten, das schmeckt, das klingt am besten, am angenehmsten.

2. Auf die Natur, die Bestimmung und den Endzweck einer Sache, das Vollkommenste in seiner Art, und was für die jedesmahlige Absicht das gemäßeste ist. Das beste Mehl. Früchte von der besten Art. Das beste (das reineste) Gold. Die besten Äcker. Die beste Mannschaft ist geblieben. Der beste Wein. Ich brachte ihm von mir die beste Meinung bey, die ich nur konnte. Ein Mann in seinen besten Jahren. Er ist in seinem besten Alter. Hierher gehöret auch die im gemeinen Leben gewöhnliche R.A. der erste der beste, der erste, wer er auch ist, ist meiner Absicht gemäß. Ich will es dem ersten den besten geben. Schaffe mir ein Haus, das wohlfeilste das beste.

3. Auf den Nutzen, die Wohlfahrt u.s.f. Ich halte es für das beste, ihn nicht zu sprechen. Das beste ist noch, daß u.s.f. Vornehmlich aber als ein Substantiv. Ich suche dein Bestes, deinen Nutzen. Es gereicht, es dienet zu deinem Besten, zu deiner Wohlfahrt. Der ganzen Welt zum Besten. Das gemeine Beste, die Wohlfahrt des Staates. Reden sie mein Bestes, reden sie zu meinem Vortheil. Zum Besten rathen, die heilsamsten, friedlichsten Rathschläge geben.

4. Auf die sittliche Beschaffenheit. Ich hoffe noch das Beste von ihm. Einem die besten (die freundlichsten) Worte geben. Besonders von der Güte des Herzens. Er ist der beste Mensch von der Welt. Wie auch im Gegensatze des Argen. Eines im besten gedenken, nichts als Gutes von ihm reden. Eine Sache im besten, oder zum besten vermerken, auslegen. Man redet nicht zum besten von ihrer Tugend, man sagt nicht viel verzüglich Gutes davon.

5. Auf den Wohlstand des Körpers, doch wohl nur in der R.A. sich nicht zum besten befinden, nicht vollkommen gesund seyn.

6. Auf den bürgerlichen Wohlstand, doch nur in einigen in der vertraulichen Sprechart üblichen Ausdrücken, wo dieses Wort zugleich als ein Hauptwort stehet. Nicht viel zum Besten haben, nicht viel zu leben, nicht viel im Vermögen haben. Etwas zum Besten geben, eigentlich, es Preis geben, damit es von andern verschmauset werde. Einen Eimer Wein, einen gebratenen Ochsen, zehn Thaler zum Besten geben. In weiterer Bedeutung aber auch überhaupt für Preis geben. Vielleicht stammet auch die R.A. jemanden zum Besten haben, ihn aufziehen, seine Leichtgläubigkeit mißbrauchen, von dieser Bedeutung ab.

7. Auf die innere Stärke, oder überhaupt den höchsten, oder doch hohen Grad desjenigen Begriffes anzudeuten, der in dem folgenden Worte lieget. Er ist noch im besten Wachsen. Da sie im besten Tanzen war, mußte sie fort. Als man im besten Essen war, kam Feuer aus. Er hat das beste (das größte) Recht von der Welt. Ich weiß es am besten. Das stimmt mit meinen Wünschen am besten überein. Was mir am besten (am meisten) daran gefiel. Ingleichen als ein Hauptwort. Sein Bestes thun, alle seine Kräfte anstrengen, sich alle Mühe geben. Thut euer Bestes, ihn auszufragen. Ich habe das Beste (das meiste) bey der Sache gethan. Mein Bester, meine Beste, auch wohl im Neutro mein Bestes, sind Ausdrücke des gemeinen Lebens, vertraute Personen schmeichelhaft anzureden.

Anm. Beste, bey dem Ulphilas battist, bey dem Ottfried beziste, und im Plural di bezhzhesten, beym Tatian bezista, Engl. best, ist der Superlativus von dem alten baß oder bar und sollte eigentlich besseste lauten. S. Besser. Die R.A. nicht viel zum Besten haben, und etwas zum Besten geben, lauten im Nieders. mit einiger Veränderung in der Form, to Bate geven,[926] und to Bate hebben, von Bate, Vortheil, Nutzen. S. auch Bestens.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 925-927.
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