Bestimmen

[931] Bestimmen, verb. reg. act. welches nur in der figürlichen Bedeutung des einfachen Verbi stimmen üblich ist. 1) Genau bezeichnen, die Merkmahle einer Sache genau anzeigen. Jemanden die Zeit zu etwas bestimmen. Sich zur bestimmten Stunde einfinden. Einem einen Ort bestimmen, wo er sich einfinden soll. Einem seinen Theil bestimmen. Ein bestimmter Begriff, der so viele Merkmahle enthält, daß er keinem andern Dinge zukommen kann. Diese Art Bäume ist noch nicht genug bestimmt, man hat noch nicht Merkmahle genug, sie von allen übrigen Arten der Bäume zu unterscheiden. Die Bewegungsgründe bestimmen die Grade des Lasters. In dieser Bedeutung ist so wohl das Verbum, als auch dessen Substantiv die Bestimmung am häufigsten in der philosophischen Schreibart üblich, wo aber beyde oft nur als ein bloßer Scherwenzel gebraucht werden, leere Räume in den Gedanken und Ideen damit auszufüllen.[931] 2) Jemandes Entschließung auf eine überwiegende Art auf etwas lenken. Diese Entdeckung bestimmte ihn zu unserm Vortheile. Die Empfindungen können wohl Veranlassungen zu freyen Handlungen werden, allein sie können uns nicht dazu bestimmen, so dazu bewegen, daß das Gegentheil moralisch unmöglich werde. Wenn diese Bedeutung in dem schärfsten Verstande genommen wird, so kommt bestimmen in derselben gleichfalls nur bey den neuern Philosophen vor. Doch gebraucht man es im gesellschaftlichen Umgange auch zuweilen für sich entschließen. Ich habe mich noch nicht bestimmt. Sich zu etwas bestimmen. Ingleichen für entscheiden. Sein Schicksal ist noch nicht bestimmt. Ein Augenblick kann das Glück deines ganzen Lebens bestimmen. Keine bestimmte Lebensart haben. 3) Zu einem gewissen Gebrauche, zu einer gewissen Veränderung aus- oder fest setzen. Geld zu etwas bestimmen. Es war dazu bestimmt. Ich hatte es zu dem Ankaufe eines Landgutes bestimmt. Das habe ich dir bestimmt, dir ausgesetzt, dir zugedacht. Es ist mir nicht bestimmt gewesen. Schon in der Kindheit waren sie für einander bestimmt.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 931-932.
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