Bethören

[939] Bethören, verb. reg. act. zum Thoren machen, des Gebrauches seiner Vernunft berauben, doch nur in weiterer Bedeutung, für verblenden, verführen. So sagt man im gemeinen Leben, das Gespenst hat mich bethöret, oder es hat mich bethöret, wenn man durch ein eingebildetes Gespenst von seinem Wege abgebracht, oder sonst getäuschet worden. In einer etwas anständigern Bedeutung wird dieses Zeitwort auch von der Reitzung durch die Sinne gebraucht. Schöne Weiber haben manchen bethöret, Sir. 9, 9. Wein und Weiber bethören die Weisen, Kap. 19, 2.


Der Jüngling sieht und hört, was Götter zu bethören

Vermögend war,

Wiel.


Daher die Bethörung.

Anm. Unter den Schwäbischen Kaisern kommt bethören und das einfache thoren in eben dieser Bedeutung vor.


Ir lachen und ir schone ansehen

Und ir guot geberde hant betoeret lange mich,

Heinr. von Morungen.


Sus ir schoene torte mich hie vor,

Burkh. von Hohenfels.


[939] Bey dem Hornegk heißt betört seyn, unwissend seyn, und im Nieders. ist sik doren, sich bethören lassen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 939-940.
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