Beyspiel, das

[990] Das Beyspiel, des -es, plur. die -e. 1) Ein einzelner Fall, welcher zur Erläuterung einer allgemeinen Wahrheit angeführet wird, wodurch es sich von dem Gleichnisse unterscheidet; ein Exempel. Ein Beyspiel anführen. Eine Geschichte zum Beyspiele erzählen. Ich habe ein lebendiges Beyspiel an meiner Schwester, Gell. Ihre Ehe wird alsdann ein Beyspiel der besten Ehen seyn, ebend. Zum Beyspiele, oder abgekürzt z.B. pflegt alsdann derjenigen Sache vorgesetzet zu werden, die man zur Erläuterung anführet. 2) In engerer Bedeutung, eine Begebenheit, welche man zur Vorschrift seines Verhaltens annimmt. Folge meinem Beyspiele. Laß dir das ein Beyspiel seyn. Jemanden durch sein Beyspiel vorleuchten. An etwas ein Beyspiel nehmen.

Anm. Die letzte Hälfte ist hier das alte Spel, Spil, eine Erzählung, S. Kirchspiel und Spiel. Bispel, Bispilt, kommt in der heutigen Bedeutung erst in dem alten Gedichte auf den h. Anno, und in der Paraenes. Tyrol.beyde bey dem Schilter vor. Das Angels. Bisplla, Bispel, ein Gleichniß, scheinet älter zu seyn. Kero übersetzt Kap. 27 Exempel oder Beyspiel in der zweyten Bedeutung durch Keleisanit, welches dem heutigen Worte Gleichniß nahe kommt. An einem andern Orte gebraucht er Pilade, Bild, und verbi gratia, heißt bey ihm Pilad qhue[990] dan. Dieses Bilide gebrauchen auch noch Ottfried und Tatian für Beyspiel; S. Vorbild. Bey den Schwäbischen Dichtern kommt Bischaft, in einer alten Übersetzung der goldenen Bulle Ebenbild, und bey dem Königshoven Bizichen für Beyspiel vor.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 990-991.
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