Blasen

[1043] Blasen, verb. irreg. ich blase, du bläsest, er bläset, oder bläs't; Imperf. ich blies; Particip. geblasen; Imperat. blase; welches überhaupt den Schall nachahmet, den die in einen engern Raum zusammen gepreßte Luft macht, wenn sie nach und nach in Freyheit gesetzt wird. Es ist,

I. Ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, und wird alsdann von dem Winde für wehen gebraucht. Der Wind bläset wo er will, Joh. 3, 8. Ich segne jeden Wind, der von euren Ufern bläst, Dusch. Ingleichen einen ähnlichen Laut hervor bringen. Er bläset wie ein Hamster.

II. Ein Activum, die zusammen gedrückte Luft auf solche Art durch den Mund von sich geben. 1. Eigentlich. In das Feuer blasen. Die Speise kalt blasen. In die Büchse blasen müssen, in einer niedrigen Figur, Strafe geben müssen. Der Ursprung dieser R.A. ist unbekannt; Frisch führet eine Muthmaßung an, die so lange gelten kann, bis man eine bessere ausfündig macht. Ehedem sagte man dafür in die goldne Büchse gucken müssen. Einem etwas in die Ohren blasen, figürlich, es ihm heimlich berichten. S. Ohrenbläser.

2. Figürlich. 1) In Absicht auf den dadurch hervor gebrachten Ton, durch plötzliches Drücken und vergönnte bald größere bald kleinere Ausdehnung der Luft gewisse Töne hervor bringen. Auf der Flöte, der Trompete u.s.f. blasen. Die Flöte, die[1043] Trompete, das Waldhorn blasen, so wohl auf diesen Instrumenten blasen, als auch die Kunst verstehen, sie zu blasen. Mit jemanden in ein Horn blasen, in niedrigen Ausdrücken, mit ihm einstimmig seyn. Diejenigen Instrumente, auf welchen man bläset, pflegt man gemeiniglich Blase-Instrumente, oder blasende Instrumente zu nennen; obgleich die thätige Gattung hier sehr unschicklich ist. Indessen hat man doch keinen bessern Ausdruck, dergleichen Instrumente von den Saiten-Instrumenten zu unterscheiden; denn Wind-Instrument möchte manchem Tonkünstler anstößig scheinen. Zu einem blasen, Zach. 10, 8 ist ungewöhnlich. 2) In engerer Bedeutung in Rücksicht auf das durch Blasen, besonders auf der Trompete gegebene Zeichen. Zur Tafel blasen. Lärmen blasen, eigentlich bey den Kriegesheeren, die Annäherung des Feindes mit der Trompete verkündigen: figürlich im gemeinen Leben, Lärmen machen. Zum Abzuge, zum Aufbruche, zu Pferde blasen u.s.f. 3) Durch Blasen in der eigentlichen Bedeutung verfertigen. Gläser blasen, in den Glashütten. Das Eisen blasen, es in dem hohen Ofen schmelzen.

Anm. Die älteste Form dieses Verbi ist blähen. Die Sylbe sen deutet an, daß blasen das Intensivum von blahen oder blähen ist. Bey dem Kero lautet es platen, S. Blatter. Bey dem Ottfried wird blasen, und im Imperf. bliaz, so wohl von dem Munde, als von dem Blasen auf musikalischen Instrumenten gebraucht. In der ersten eigentlichen Bedeutung ist im Nieders. dafür puusten üblich. S. Püster. Das Blasen auf einem Horne druckt man daselbst durch tuuten aus. In den gemeinen Mundarten ist auch der Blas, oder Blast, für Hauch, Wind üblich. Das Hauptwort die Blasung kommt gar nicht vor. Das Schwed. blåsa, das Angels. blaestan, und Holländ. vlaesen kommen mit dem Hochdeutschen überein.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1043-1044.
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