Brezel, die

[1192] Die Brêzel, plur. die -n. 1) Ein Gebäck von Weitzenmehl, welches die Gestalt zweyer in einander geschlungener Arme, oder eines entweder einfachen oder doppelten in einander geschlungenen Kreises hat. Fastenbrezeln, ungesäuerte Brezeln, wozu der Teig in Wasser gesotten wird, und welche an den meisten Orten nur in der Fasten gebacken werden. Butterbrezeln, Eyerbrezeln, Milchbrezeln, Zuckerbrezeln u.s.f. 2) Figürlich, ein eisernes Geschmeide, worein Verbrechern geringerer Art, wenn sie an dem Pranger stehen müssen, die Hände geschlossen werden; vor ihrer Ähnlichkeit in der Gestalt. Jemanden in die Brezel spannen. Anm. In der ersten Bedeutung lautet dieses Wort schon in dem mittlern Lateine Bracellus, Brachellus und Brachiolum, und im Ital. Bracciello; daher es wohl das Diminutivum von brachium, ein Arm, seyn muß, weil eine Brezel zwey in einander geschlungenen Armen nicht unähnlich ist. Andere leiten es mit geringerer Wahrscheinlichkeit von Pretiolum her, welches in den mittlern Zeiten eine Art Süßkuchen bezeichnete, welche man Kindern zur Belohnung ihres Fleißes in den Schulen gab. In jedem Falle ist die Schreibart Bretzel unrichtig, indem die erste Sylbe gedehnt ist, und daher nur einen einfachen Consonanten verstattet. Wer noch genauer gehen wollte, und dabey die erste Ableitung annimmt, müßte es Bräzel schreiben. Im Oberdeutschen lautet dieses Wort die Brezen oder Prezen. Der Niederdeutsche Nahme dieses Gebäckes ist Kringel, Schwed. Kringla, Holländ. Craeckling, Franz. Craquelin, Engl. Crackling, vielleicht nicht so wohl von krachen, als vielmehr von Kring, Ring, ein Kreis, wegen der Ähnlichkeit.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1192.
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