Dafür

[1369] Dāfür, und Dafǖr, adv. demonstrativo-relativum, anstatt für diesen, für diese, für dieses, für denselben u.s.f. Es beziehet sich, 1) auf ein Übel, und bezeichnet alsdann ein Gegenmittel. Sie haben das Fieber? O, meine Arzeney ist gut dafür. Er hat den Stein, und kein Mittel will dafür helfen. 2) Auf einen Gegenstand der Bemühung. Ich lasse einen andern dafür sorgen, oder dafür lasse ich einen andern sorgen. Ich kann nichts dafür, ich bin nicht Ursache, daß dieses geschehen ist. Wer kann was dafür, daß die Leute so thöricht sind? 3) Auf einen Gegenstand der Versicherung, der Meinung. Er ist ein Arzt, wenigstens gibt er sich dafür aus. Du bist ein Betrieger, jedermann hält dich dafür. Dafür halten, für glauben, meinen, einer ungewissen Sache Beyfall geben, ich halte dafür, daß er kommen wird, oder er wird kommen, wie ich dafür halte, fängt an in der anständigen Schreibart selten zu werden, obgleich der Infinitiv in den Oberdeutschen Kanzelleyen auch als ein Hauptwort gebraucht wird: meines Dafürhaltens. Ich hielt mich nicht dafür, daß ich etwas wüßte, wie es in der Deutschen Bibel heißt, ist in dieser Wortfügung im Hochdeutschen ganz ungewöhnlich. Übrigens kann dafür in dieser Bedeutung auch auf Personen gehen, welches sonst den wenigsten dieser Wörter erlaubt ist. 4) Auf einen Gegenstand des Werthes, der Wiedererstattung, Ersetzung u.s.f. Ich bin dir gut dafür. Mancher sollte arbeiten, aber er spielet dafür. Was wird mir dafür? Wer steht mir dafür? Er hat mir dafür gearbeitet. Du mußt mir Rechenschaft dafür geben. Ist das mein Dank dafür? Ich will es dafür behalten, für diesen Preis. Ich gebe nicht mehr als zehen Thaler dafür. Wer hält es für eine Verläugnung, Geld hinzugeben, wenn er Thränen dafür ersparen kann? Dusch.

Anm. Am häufigsten hat dieses Wort den Ton auf der letzten Sylbe. Wenn es aber zu Anfange eines Satzes oder Kommas stehet, in welchem Falle es alle Mahl eine anzeigende Partikel ist, so tritt, wie bey andern Wörtern dieser Art, der Ton zurück auf die erste Sylbe. Dáfür wirst du schon büßen müssen. Dáfür werden dich alle Heiligen bitten. Dáfür halte uns jedermann. Es geschiehet dieses auch wohl in der Mitte der Rede um eines besondern Nachdruckes willen. Opitz gebraucht sein darfür für davor, und dieß für zuvor, oben:


Denn was gesagt darfür

Von dieser ganzen Lehr, erkieckt uns auch allhier.


Im Nieders. lautet diese Partikel daar vör. S. Da II. Für, und Davor.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1369.
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