Decher, der

[1428] Der Dêcher, des -s, plur. ut nom. sing. eine Zahl von zehen. Im gemeinen Leben so wohl Ober- als Niederdeutschlandes werden verschiedene Sachen im Handel und Wandel nach Decherngezählet. Besonders pflegen die Lederarbeiter und Lederhändler[1428] die rohen und zubereiteten Felle decherweise zu verkaufen. Frisch behauptet, daß dieses Wort aus dem Latein. Decuria entstanden sey. Allein Kero gebraucht Dech noch für zehen, δεκα; die spätern Zeiten haben in dem Worte zehen erst den Zischlaut eingeführet. Decher kann also eben so gut von dech, zehen, gebildet seyn, als von zwey, drey, sechs, acht u.s.f. der Zweyer, Dreyer, Sechser, Achter geworden. Um deßwillen ist auch das männliche Geschlecht vorzuziehen, obgleich einige das Decher sagen. Aus diesem Deutschen haben vielmehr die mittlern Lateiner ihr Dacra gemacht. Im Nieders. lautet dieses Wort Dêker, im Dän. Deger, im Schwed. Deker. Im Oberdeutschen ist dafür auch das Dechend üblich.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1428-1429.
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