Dicht

[1475] Dicht, -er, -este, adj. et adv. 1) Eigentlich, dessen Theile genau mit einander verbunden sind. Ein dichter, d.i. fester, Zeug. Eine dichte, derbe, Leinwand. Ein dichter Zaun. Dichtes Holz, welches fest und nicht wurmstichig ist. Das Faß ist nicht dicht, hat Ritzen. Hier will ich die Zweige der Linden zu einer dichten Laube zusammen flechten, Dusch. 2) In weiterer Bedeutung, viele und nahe bey einander befindliche Theile habend. Ein dichter Wald, der aus vielen nahe bey einander stehenden Bäumen bestehet. Unter dem Schatten dichter Bäume, Dusch. Bey frühem Morgen kam der arme Amyntas aus dem dichten Hain, Geßn. Dichtes Haar. Ein dichter Haufen Leute. O du, dessen Wort aus der dichten Finsterniß einen Funken heraus schlug! Ebert. Die dichte Nacht, Dusch.


[1475] Die Fremden besser zu erfreuen,

Umsteckt der milde Wirth den Tisch mit dichten Meyen,

Haged.


Des Lebens Purpur steht, und jeder Saft wird dicht,

Hall.


Im gemeinen Leben ist dafür dick gebräuchlich. Für dichtes Gold, dichtes Silber, 2 Mos. 25, 36. 4 Mos. 10, 2, ist jetzt gediegenes Gold, gediegenes Silber üblicher. 3) Nahe, als ein Nebenwort; doch nur in der Niedersächsischen Mundart. Dicht an dem Rande, Dusch. Einzelne Plagen sind selten, sie folgen einander dicht auf dem Fuße nach, Ebert.


Der Leichenweg ging dicht an einer Hecke hin,

Gell.


Im Hochdeutschen klingt dieser Gebrauch unangenehm. 4) Figürlich, sehr, in der niedrigen Sprechart. Sich einen dichten Rausch trinken. Jemanden dicht abprügeln.

Anm. Dicht, dick, gedeihen und gediegen, sind in Ansehung der Abstammung und Bedeutung genau mit einander verwandt. Das Stammwort ist vermuthlich das Goth. thaijan und Angels. thean, aufschwellen, aufquellen, wovon im Nieders. noch dijen in eben derselben Bedeutung üblich ist. In dem Fragmente eines alten Gedichtes auf Carls des Großen Feldzug, bey dem Schilter, kommt thich für dick vor. Im Engl. lautet dicht tight, im Dänischen digt, im Schwed. taet, und im Finnischen tihcu. S. Dick.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1475-1476.
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