Dort

[1528] Dort, ein Nebenwort des Ortes, welches sich auf einen Ort beziehet, der in Ansehung unserer entfernt, und gemeiniglich entfernter ist, als derjenige, welchen das da ausdruckt. Es beziehet sich alsdann sehr häufig auf das Nebenwort hier. Hier standen wir, dort stand der Feind. Ich bin hier und er ist dort.


Kaum heb ich meine Hand empor,

So steigt hier ein Pallast, und dort ein Thron hervor,

Gell.


Dort hätte sie gelauscht, hier hätt ich lauschen wollen,

Gell.


Dort duften Blum und Gras; hier grünen Berg und Flächen,

Haged.


Eben so oft beziehet es sich auf einen vorher genannten Ort, und stehet alsdann für daselbst. Tritt bey dem Brandopfer, ich will dort warten, 4 Mos. 23, 15. Ich höre, er ist zu Paris; was mag er dort machen wollen? Ich will nach Rom reisen und etliche Monathe dort bleiben. Oft stehet es auch absolute für da. Dort, wo der schwarze Tannenwald steht, dort rieselte ein Bach aus Stauden hervor, Geßn. Zuweilen wird durch den entfernten Ort, welchen dieses Nebenwort bezeichnet,[1528] der Zustand nach diesem Leben verstanden. So wirst du hier und dort glücklich seyn.

Anm. Bey dem Ottfried lautet dieses Nebenwort thorot, bey dem Notker doret, und in dem alten Gedichte auf Carls des Großen Feldzug bey dem Schilter thort. Die Niedersachsen und die mit ihnen verwandten Mundarten kennen dieses Wort nicht; die erstern gebrauchen dafür dar, aus welchem auch das Oberdeutsche dort entstanden zu seyn scheinet, ingleichen gunnen, gunt, jenne, S. Gen. Dorten, alldort oder alldorten sind müßige Verlängerungen der neuern Alemannen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1528-1529.
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