Drücken

[1559] Drücken, verb. reg. act. die Theile eines Körpers in einen engern Raum zu bringen suchen. 1. Eigentlich. Butter in den Topf drücken. Etwas in der Hand fest zusammen drücken. Einem die Hand drücken, als ein Merkmahl des alten Deutschen Wohlwollens. Den Huth in das Gesicht drücken. Der Alp hat ihn gedrückt, S. Alp.


Er hat seinen Mund auf meine Hand gedrückt,

Gell.


Jemanden an seine Brust drücken, als ein Merkmahl lebhafter Zärtlichkeit. Drücke auch diese zwey Unschuldigen an deine Brust. 2. In weiterer und figürlicher Bedeutung. 1) Einen Körper aus seiner Stelle zu bringen suchen. So schreibt man oft dem Zuge der Gewichte einer Uhr, der Wirkung der stählernen Feder, ein Drücken zu. 2) Durch Drücken Schmerzen verursachen, wund drücken. Die Schuhe drücken mich. Da drückt uns der Schuh, figürlich, im gemeinen Leben, das ist der geheime Schmerz, der uns quält. Der Sattel hat das Pferd gedrückt, hat dasselbe wund gedrückt. 3) Ingleichen von gewissen Empfindungen, welche der durch Drücken verursachten Empfindung gleichen. Es drückt mich auf der Brust. Ich fühle ein schmerzhaftes Drücken im Unterleibe. 4) Durch Drücken befestigen. Das Siegel auf eine Urkunde drücken. 5) In der Mahlerey[1559] bedeutet drücken oder drucken, die Schatten dunkeler machen, weil solches vermittelst eines stärkeren Druckes mit dem Pinsel geschiehet; im Gegensatze des Blickens. 6) Sich drücken, im gemeinen Leben, einen moralisch engern Raum einzunehmen suchen. Man muß sich schmiegen und drücken, wenn man mit Ehren durch die Welt kommen will. Wer sehr pranget, der verdirbt darüber, wer sich aber drücket, der kommt empor, Sir. 20, 11. 7) Zaudern, gleichfalls nur im gemeinen Leben. Was drückst du lange, gib her, was du hast. In den niedrigen Sprecharten ist dafür ein neues Frequentativum drucksen üblich. 8) Beschwerde, Kummer, Gram verursachen. Die drückende Last der Geschäfte. Von Mangel und Armuth gedrückt werden. Die Unterthanen mit Abgaben drücken. Hier drückt ein mächtiges Unrecht die Unschuld. Die Tugend wird gedrückt, aber nicht unterdrückt. Die Noth drückt mich. Ich fühle, daß mich ihre Seufzer unter allen meinen übrigen Lasten am meisten drücken. S. das folgende.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1559-1560.
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