Durchdringen

[1587] Durchdringen, verb. irreg. S. Dringen.

Dúrchdringen. Ich dringe durch, durchgedrungen; ein Neutrum, welches das Hülfswort seyn erfordert. 1) Dringend durch einen Ort zu kommen suchen. Das Volk stand zu dick, ich konnte nicht durchdringen. Das Wasser dringt überall durch. Der Tod ist zu allen Menschen durchgedrungen, Röm. 5, 12. 2) In weiterer Bedeutung, mit Überwindung der Hindernisse seine Absicht erreichen. Er widersetzt sich noch immer; aber ich hoffe doch noch durchzudringen. Damit wirst du nicht durchdringen. 3) Durch alle Theile des Körpers dringen. Die Schläge werden schon durchdringen. Denn es wird die Ruthe ganz durchdringen und wohl treffen, Es. 30, 32.

Durchdríngen. Ich durchdringe, durchdrungen; ein Activum. 1) Durch alle Theile eines Körpers dringen. Das Wort Gottes ist lebendig und kräftig – und durchdringet, bis das es scheidet u.s.f. Ebr. 4, 12. Im täglichen Umgange ist von dieser Form nur das Mittelwort durchdringend üblich.[1587] Eine durchdringende Stimme. Es war eine durchdringende Kälte. Ein durchdringender Schmerz. Er besitzt durchdringende Einsichten. Allein in der höhern Schreibart gebraucht man auch die übrigen Arten. Er wurde von Scham und Reue durchdrungen. Von Bewunderung durchdrungen. Der Schrecken durchdringt mir alle Glieder. Von jenem Auge durchdrungen, welches mich, welches alles siehet. Ein Herz, das von allen gesellschaftlichen Tugenden so durchdrungen ist, Dusch. 2) Durch einen Ort dringen. Und ihre Regung drang die Wolken durch, Kleist; wo es durchdrang die Wolken heißen sollte.

So auch die Durchdringung.

Anm. Das letzte Zeitwort, welches den Ton auf der zweyten Sylbe hat, kommt schon in dem Fragmente eines alten Gedichtes auf Carln des Großen vor: thurhthrungen sie.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1587-1588.
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