Dursten

[1621] Dursten, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert, Durst empfinden, S. 1 Durst. 1 Eigentlich, da es auf gedoppelte Art gebraucht wird. 1) Als ein unpersönliches Verbum, mit der vierten Endung der Person. Mich durstet oder es durstet mich. Uns durstete, oder es durstete uns. Es hat sie gedurstet, oder sie hat gedurstet. Da aber das Volk daselbst dürstete, 2. Mos. 17, 3. Gabst ihnen Wasser, da sie dürstete, Nehem. 9, 15. 2) Als ein persönliches Verbum, mit der ersten Endung des Hauptwortes, ich durste. Er hat gedurstet. In welcher Gestalt doch dieses Wort im gemeinen Leben nur selten, desto häufiger aber in der höhern Schreibart und in der folgenden figürlichen Bedeutung gebraucht wird. 2. Figürlich, ein heftiges Verlangen empfinden. 1) Unpersönlich. Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit, Matth. 5, 6. Es dürstet meine Seele nach dir, Ps. 60, 2. Im Besitze derselben hoffet er die Zufriedenheit zu finden, wornach die unsterbliche Seele durstet, Dusch. Noch mehr aber, 2) persönlich. Er durstet nach Blut. Der Krieger dürstet nach Ehre, Weiße. In der höhern Schreibart der Neuern wird statt des Vorwortes nach auch zuweilen der bloße Accusativ der Sache gesetzt, da denn das Zeitwort das Ansehen eines Activi bekommt.


Dein Rachen dürstet Blut,

Weiße.


Wir sahn den Feind mit Mordbegier,

Wir dursteten sein Blut,

Gleim.


Anm. Dieses Wort kommt schon bey dem Tatian persönlich vor, der ih thrustu für mich durstet gebraucht. Im Angels. lautet es dyrstan, im Engl. to thirst, im Holländ. und Dän. dorsten¸ im Nieders. dösten, im Schwed. torsta, im Isländ. thista, bey dem Ulphilas thaursjan. Durst ist der Oberdeutschen, dürsten aber der Niedersächsischen Mundart gemäßer. Die Hochdeutschen gebrauchen beyde Formen; doch ist die erste der höhern Schreibart angemessener als die letztere.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1621.
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